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Ein Konzert zu Ehren des Großherzogs Ferdinand III. (15. Februar 2015)


Das Oktett „Cherubini Harmonie“ brachte eine Auswahl von Partituren aus der Sammlung von Großherzog Ferdinand III. im vornehmen Festsaal in Florenz zu Gehör. (Foto: Guadagno)
 

Würzburg/Florenz. (mm) Ein Konzert zu Ehren des Großherzogs Ferdinand III. fand jetzt in Florenz statt. Der Kaiser-Sohn aus der Habsburger-Familie lenkte bekanntlich von 1806 bis 1814 die Geschicke des Großherzogtums Würzburg, bis es vom Wiener Kongress aufgelöst wurde und das vormalige Fürstbistum zusammen mit Aschaffenburg wieder zu Bayern kam. Ferdinand zog sich daraufhin ins sonnige Italien zurück – allerdings nicht, ohne etliche „Souvenirs“ aus der Dom-Stadt mitzunehmen. Darunter die fürstbischöflichen Jagdwaffen sowie eine legendäre Sammlung von Notenblättern. Just aus jener Sammlung kamen nun einige Stücke im Festsaal des Regionalrats der Region Toskana in Florenz zur Aufführung.

Eingefädelt hatte das hörenswerte Musik-Spektakel der Präsident der Dante-Alighieri-Gesellschaft in Würzburg, Dr. Horst Schäfer-Schuchardt. Der Kunsthistoriker hatte bereits vor etlichen Jahren mit finanzieller Unterstützung des Bezirk Unterfranken diese Sammlung gesichtet, die sich seit 1862 im „Conservatorio di Musica Luigi Cherubini“ in Florenz befindet. Eine ganze Woche lang hatte sich Schäfer-Schuchardt damals durch die mehr als 3.200 Werke von insgesamt 135 Komponisten gewühlt und allerhand Spektakuläres zu Tage gefördert.

Eine Auswahl von Partituren aus der großherzoglichen Sammlung gab das Oktett „Cherubini Harmonie“ jetzt im vornehmen Festsaal in Florenz zum Besten. Unter den Komponisten der Notenblätter finden sich Namen wie Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Luigi Cherubini, Joseph Haydn, Johann Nepomuk Hummel, Wolfgang Amadeus Mozart, Giovanni Paisiello, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Antonio Salieri oder auch Karl Maria von Weber. Begeistert war nicht nur Schäfer-Schuchardt von dem Erlebnis, die Notenblätter rund 200 Jahre nach dem Weggang Ferdinands aus Würzburg wieder „zum Klingen zu bringen“.

Ferdinand hatte schon als Kind mehrere Instrumente gespielt. Am Kaiserhof in Wien war er wohl mit allen möglichen musikalischen Darbietungen in Berührung gekommen. Und bereits damals schien er musikalische Werke aus ganz Europa zu sammeln. Von Original-Partituren ließ sich Ferdinand Kopien anfertigen, die in einem „Archivio della Corte Granducale di Toscana“ gesammelt wurden. Dieser nach Ferdinands Florentiner Residenz, dem Palazzo Pitti, „Fondo Pitti“ genannte Fundus wuchs ständig und wurde knapp vierzig Jahre nach Ferdinands Tod zusammen mit dem „Fondo Accademia“ aus der „Biblioteca delle Scuole di Musica dell’Accademia di Belle Arti“ der „Biblioteca del Regio Instituto Musicale di Firenze“ übergeben. Dieses Institut trägt heute den Namen „Conservatorio di Musica Luigi Cherubini“.

Erstmals wurde 1899 ein Gesamtverzeichnis aller musikalischen Werke erstellt, die unter anderem 600 Glorienmessen, 80 Totenmessen, 183 Opere Serie, 200 Opere Buffe zum Teil mit Ballettszenen, sieben Oratorien, 67 Possen, sechs theatralische Stücke, 127 Kantaten sowie zahlreiche Oratorien, Canzonette, Madrigale und Pantomimen. enthalten. Ein Schatz, der noch darauf wartet, gehoben zu werden, fand auch Generalsekretär Gian Luca Lazzeri vom Regionalrat der Region Toskana. Eine Fortsetzung des musikalischen Ereignisses könnte es demnächst in Würzburg geben. „Eventuell findet bei uns ein Folge-Konzert statt“, kündigte Schäfer-Schuchardt an. Die Notenblätter dafür habe er bereits ausgewählt.

Das Großherzogtum Würzburg war ein souveräner Staat im Rheinbund, der von 1806 bis 1814 existierte. Das Hochstift Würzburg war zunächst säkularisiert und im Reichsdeputationshauptschluss dem Kurfürstentum Bayern zugesprochen worden. In Italien eroberte derweil Napoleon Bonaparte unter anderem die Toskana. Der Habsburger Erzherzog Ferdinand von Toskana musste seine Herrschaft räumen und erhielt zum Ausgleich zunächst das Kurfürstentum Salzburg. Im Frieden von Pressburg 1805 tauschte dann Bayern Tirol gegen Würzburg ein, und Ferdinand, der sich bester Kontakte zu Napoleon erfreute, erhielt das Kurfürstentum Würzburg, trat 1806 dem Rheinbund bei und stieg zum Großherzog auf. 1814 wurde der Rheinbund aufgelöst, und durch Beschluss des Wiener Kongresses erhielt Ferdinand seinen Erbstaat, das Großherzogtum Toskana, zurück. Würzburg sowie Aschaffenburg kamen zum Königreich Bayern und bildeten den Untermainkreis – den heutigen Bezirk Unterfranken.

An die „Zeit, als Würzburg toskanisch“ war, erinnert heute noch der Toskana-Saal in der Residenz. Ferdinand hatte sich den opulenten Raum, der noch immer für Konzerte oder hochkarätige Festveranstaltungen genutzt wird, vom französischen Architekten Salins de Montfort als repräsentatives Musik- und Speisezimmer gestalten lassen.

Horst Schäfer-Schuchardt kam aufgrund eines Forschungsauftrags der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max Planck-Gesellschaft bereits mit jungen Jahren nach Rom. Mehr als 30 Jahre lebte er mit seiner Familie in Italien, davon viele Jahre auf einer Azienda Agricola, einem Landgut bei Bari in Apulien, wo überwiegend Olivenöl hergestellt wird. Darüber hinaus leitet er seit Jahrzehnten die Deutsch-Italienische Gesellschaft, die Societá Dante Alighieri an der Universität Würzburg. Zudem ist er Mitglied des Deutsch-Italienischen Journalistenverbandes
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