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„Weil wir alle voneinander lernen können“ (2. April 2017)

 

Bezirk Unterfranken und Département Calvados feiern 30. Jubiläum ihrer Partnerschaft

Aus Anlass des dreißigjährigen Bestehens ihrer Regionalpartnerschaft trafen sich Vertreter aus dem Département Calvados und dem Bezirk Unterfranken zu einem zweitägigen Arbeitstreffen. Das Foto zeigt die Delegationen mit ihren beiden Präsidenten Erwin Dotzel (vorne, Mitte) und Jean-Léonce Dupont (erste Reihe, Zweiter von rechts) (Foto:Mauritz).

 

Würzburg. (mm) Gemeinsam nach Lösungen und Strategien zu suchen für Probleme, die in Frankreich und Deutschland ähnlich gelagert sind, das habe in der Partnerschaft zwischen Unterfranken und dem Calvados stets eine wichtige Rolle gespielt. Mit dieser Einschätzung eröffnete Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel am vergangenen Samstag (1. April) das Jubiläums-Wochenende zum dreißigjährigen Bestehen der Regionalpartnerschaft.

Zentrale Themen der Arbeitssitzung mit Vertretern aus beiden Regionen waren Integration und Inklusion. Großen Eindruck hinterließen Anne-Katrin Jentsch, beim Bezirk zuständig für die Koordination von Sozialplanung und Inklusion, sowie Geschäftsführer Dieter Körber und die Leiterin des Projekts „INklusiv! Gemeinsam arbeiten“, Madeleine Leube, – beide von den Mainfränkischen Werkstätten – mit ihren Berichten. Madeleine Leube hatte zudem weitere Gesprächspartner mitgebracht: Jonas Liebl, der früher in einer Werkstätte für Behinderte arbeitete und jetzt mithilfe des INklusiv-Projekts eine Stelle im Kindergarten seiner Heimatgemeinde gefunden hat, sowie Michael Deppisch, der als begeisterter Traktor-Fahrer im Bauhof Rottendorf seinen Mann steht. Wie wichtig ihm Arbeit ist, wurde bei seiner Antwort auf die Frage nach eventuellen Hobbies deutlich: „In meiner Freizeit arbeite ich zu Hause“, sagte Michael Deppisch ins Mikrophon. Eine Aussage, die auch in französischer Übersetzung für reichlich Heiterkeit sorgte.

Nach der Auftaktveranstaltung im großen Sitzungssaal der Bezirks-Zentrale in Würzburg ging die Tagung weiter in Schloss Werneck, wo im dortigen Schloss-Café psychisch erkrankte Menschen die Chance zur beruflichen Integration erhalten. Träger des Café Balthasar ist der Verein Aufwind. Wie dessen Vorsitzender Paul Strobel erläuterte, arbeiten in diesem 2014 geschaffenen Gastronomie-Betrieb neun so genannte „erste Kräfte“ sowie 13 Zuverdienst-Mitarbeiter und sechs Spülhilfen. Die Idee, psychisch Kranke und Nichtkranke gemeinsam arbeiten zu lassen, finde viel Zuspruch – „auch von außen“, wusste Strobel zu berichten. Im vergangenen Jahr habe das Projekt sogar den unterfränkischen Inklusions-Preis erhalten.

Insbesondere um die Integration junger Flüchtlinge ging es bei der abschließenden Sitzung am Sonntag (2. April) in der Jugendbildungsstätte im Würzburger Stadtteil Heuchelhof. Zuvor aber hatten Dr. Peter Motsch, Vorsitzender des unterfränkischen Partnerschaftskomitees, und Carsten Reichert, Vorsitzender des Bezirksjugendrings Unterfranken, reichlich Mühe, den französischen Gästen den föderalen Staatsaufbau der Bundesrepublik zu erläutern. Anders als in einem zentralistischen Staat wie etwa in Frankreich bedeute dies nämlich relativ große Autonomie für die verschiedenen Ebenen der kommunalen Selbstverwaltung. Bezirk und Bezirksjugendring wären mit einem Grundlagenvertrag verbunden, erläuterte Reichert. Dies bedeute, dass der Jungendring zwar öffentliche Gelder erhalte, aber sehr selbstständig seinen Haushalt beschließen und vollziehen dürfe. Als Konsequenz aus der so genannten Subsidiarität gebe es weder Befehlsempfänger noch Befehlsgeber, ergänzte Motsch.

Naturgemäß sorgte dieses Thema für eine anhaltende Diskussion. Insbesondere bei Fragen der Budgetregeln, der Selbstverwaltung und der Ehrenamtlichkeit wollten es die Franzosen ganz genau wissen. Und natürlich kam schließlich die Jugendarbeitslosigkeit zur Sprache – in Frankreich eines der drängenden Probleme. Aber das sei nun aufgrund der guten Wirtschaftslage derzeit kein deutsches Problem, beteuerte Reichert, allerdings auch keine der Aufgaben, die die bayerischen Bezirke oder die Jugendringe zu schultern hätten.

Ein Geschenk hatten sich der Bezirk Unterfranken und das Département Calvados aus Anlass des Jubiläums-Jahres auch gemacht: ein deutsch-französisches Konzert mit vier jungen Musikern, dem Duo „Days of Wine and Roses“ aus Unterfranken und dem Duo „Daisy“, das Daisy Berthenet und Léo Chatelier 2012 in Caen gegründet hatten. Die jungen Künstlerinnen und Künstler sangen ihre Lieder auf Französisch, auf Deutsch und auf Englisch. So sei Europa: vielsprachig, bunt, und kreativ, stellte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel anerkennend fest.

 

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Bild:Besuch_Delegation_Calvados2017 (18)
Besuch_Delegation_Calvados2017 (18)

 

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