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„Musterbeispiel für Umsetzung der Inklusion“ (7. September 2017)

Schloss Aschach verbindet Barrierefreiheit und Denkmalschutz – Bezirkstagspräsident auf Sommertour

 

Mit einem Knopfdruck nimmt Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel in Schloss Aschach den neuen Lift in Betrieb. Bei der Probefahrt mit dabei waren (von links): Dipl.-Ing. (FH) Klaus-Jürgen Edelhäuser, Andreas Polst, der Leiter des Finanzreferats, und Museumsleiterin Annette Späth. (Foto: Mauritz)

 

Würzburg. (mm) Wenn Schloss Aschach (Landkreis Bad Kissingen) im Jahr 2019 nach einem grundlegenden Umbau seine Pforten öffnen wird, soll es ein „Musterbeispiel für die Umsetzung der Inklusion“ sein. Dies sagte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, der sich am Donnerstag (7. September) im Rahmen seiner Sommertour mit der Bezirksheimatpflege über den Stand der Restaurierung informierte. Ziel der Maßnahme sei es, ein attraktives Museum für die Region, aber auch weit über die unterfränkischen Grenzen hinaus zu schaffen. Insbesondere solle das historische Gemäuer allen Menschen offenstehen – auch Behinderten!

Zu den Kernstücken dieses architektonischen „Updates“ gehört die barrierefreie Erschließung des Schlosses durch den Einbau zweier Aufzüge – einen im Bereich der Außentreppe, der bis auf die Höhe des Haupteingangs führt, und zum anderen einen weiteren Lift über alle Etagen im Innern des Gebäudes. Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer können somit jeden Teil des Museum erreichen. Dotzel erinnerte in diesem Zusammenhang an die große gesellschaftliche Bedeutung der Inklusion. Barrierefreiheit und Denkmalpflege seien gleichwertige Ziele, sagte er. Schloss Aschach beweise, dass Barrierefreiheit und Denkmalschutz keinesfalls im Widerspruch stünden, betonte der Bezirkstagspräsident weiter.

Wie der zuständige Architekt Klaus-Jürgen Edelhäuser ergänzte, war es „ein langer Weg zu diesen beiden Aufzügen“. Schließlich galt es, Denkmalschutz und Statik in Einklang zu bringen. Für den Außenaufzug an der Rückseite der Altane wurde ein Glasschacht errichtet. „So filigran wie möglich“ betonte Edelhäuser. Im Innern des Gebäudes habe man im Eingangsbereich eine Stelle gefunden, an der ohne Eingriffe in die Statik und ohne, in die historische Bausubstanz einzugreifen, der Liftschacht platziert werden konnte.

Ursprünglich sei man von Kosten in Höhe von 485.000 Euro für die beiden Aufzüge ausgegangen, erläuterte Andreas Polst, der Leiter des Finanzreferats beim Bezirk Unterfranken. Erfreulicherweise zeichne sich nun ab, dass der Einbau rund zehn Prozent weniger als veranschlagt kosten werde. Zudem sei die Maßnahme in das Kommunale Investitions-Programm (KIP) aufgenommen worden, so dass die öffentliche Hand rund 315.000 Euro zu den beiden Aufzügen beisteuere, sagte Polst weiter. Für die Sanierung und Neugestaltung rechnet Andreas Polst insgesamt mit Ausgaben in Höhe von knapp 2,4 Millionen Euro. „Eine gute Million brauchen wir allein für die Baumaßnahmen!“, so Polst. Nach dem momentanen Stand der Dinge könnte der Bezirk knapp 800.000 Euro aus verschiedenen Fördertöpfen erhalten. Die verbleibenden 1,6 Millionen Euro würden dann aus den Mitteln der Unterfränkischen Kulturstiftung finanziert. In diesem Zusammenhang erinnerte Polst an die „vielen Millionen“, die in den zurückliegenden Jahren in den Erhalt des Schlosses geflossen seien. Polst: „Der Bezirk Unterfranken ist absolut vorbildlich in seinem Engagement für den Denkmalschutz!“

Museumsleiterin Annette Späth erinnerte daran, dass das Graf-Luxburg-Museum seit seiner Eröffnung im Jahre 1957 weitgehend unverändert geblieben sei. In diesen sechzig Jahren sei im Bereich der Museumspädagogik „sehr viel geschehen“. Mit Blick auf eine zeitgemäße und besucherfreundliche Gestaltung erläuterte Späth, dass man weitere Räume wie zum Beispiel die ehemalige Schloss-Küche in den Ausstellungsbereich aufnehmen wolle. Daneben werde es aber auch künftig darum gehen, das Leben der gräflichen Familie von Luxburg zu präsentieren. Der Kunstsammlung solle darüber hinaus mehr Platz eingeräumt werden. Schließlich befinden sich in den gräflichen Sammlungen Werke von Lucas Cranach oder Leo von Klenze. Als dritten Schwerpunkt des künftigen Museumskonzepts nannte Annette Späth die Präsentation der Ostasiatika, die Karl von Luxburg gesammelt habe. Dafür werde man weitere Räume breitstellen. Wichtig sei unter diesem Gesichtspunkt, die historischen Zimmer klar von den Ausstellungsbereichen zu trennen, betonte die Museums-Chefin.

Die um das Jahr 1200 durch die Grafen von Henneberg gegründete und im Lauf ihrer Geschichte mehrmals zerstörte Burganlage befindet sich seit 1955 im Eigentum des Bezirk Unterfranken. Zuvor hatten es die Würzburger Fürstbischöfe bis 1802 als Amt- und Jagdschloss genutzt. Nach der Säkularisation hatte das Schloss verschiedene Eigentümer, bis es 1873 von Dr. Friedrich Graf von Luxburg für 75.000 Goldmark gekauft wurde. Graf Luxburg, langjähriger Regierungspräsident von Unterfranken und Aschaffenburg, baute das Schloss nach seinen Vorstellungen um und stattete es mit wertvollen Möbeln aus und mit den kostbaren Kunstschätzen, die er zeit Lebens sammelte. Nach seinem Tod 1928 wurde Karl von Luxburg, einer der Söhne Friedrichs, Schlossherr. Der Jurist und kaiserliche Diplomat hatte einen großen Teil seines Lebens im Ausland zugebracht. Er schenkte das Schloss schließlich kurz vor seinem Tod dem Bezirk – unter der Maßgabe, es zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

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