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„Architektur gibt Städten und Dörfern ihr typisches Gesicht“ (10. Oktober 2017)

Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel verleiht Förderpreise zur Erhaltung historischer Bausubstanz

 

Vor dem Hintergrund von Schloss Uettingen präsentierten die Preisträger des „Förderpreis der Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“ gemeinsam mit Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel ihre Auszeichnungen. (Foto: Mauritz)

 

Uettingen. (mm) Den mit insgesamt 150.000 Euro dotierten „Förderpreis der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“ hat Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel am Dienstag (10. Oktober) am Sommerschloss in Uettingen (Landkreis Würzburg) an die Eigentümer der in diesem Jahr ausgezeichneten sechs Gebäude überreicht. Den Preis teilen sich die Gemeinde Krombach (Landkreis Aschaffenburg) für die Sanierung des Rathauses, Dr. Gertrud und Martin Kuchler für die Instandsetzung des Gasthofs „Fränkischer Hof“ in Münnerstadt (Landkreis Bad Kissingen), Ute Rauschenbach und Dieter Gottschalk für die Sanierung des ehemaligen Kastenamts der Markgrafen in Ansbach in Mainbernheim (Landkreis Kitzingen), Rainer Naebers für die Renovierung eines Wohnhauses in Karlstadt (Landkreis Main-Spessart), Jennifer und Andreas Balmer für die Sanierung einer Hofanlage in Schweinfurt (Stadt Schweinfurt) und schließlich Luitpold Graf Wolffskeel von Reichenberg für die Sanierung von Schloss Uettingen (Landkreis Würzburg).

Dotzel, der auch stellvertretendes Mitglied im Landesdenkmalrat ist, sagte in seiner Laudatio, Architektur bestimme zu einem großen Teil unser Leben. „Erst die Architektur gibt Städten und Dörfern ihr typisches Gesicht.“ Der sorgsame Umgang mit bedeutender Architektur und insbesondere der Schutz historischer Bauwerke sei für den Bezirk Unterfranken daher seit vielen Jahren eine echte Herzensangelegenheit. „Die Eigentümer jener sechs Gebäude, die heute mit dem Förderpreis des Bezirk Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz gewürdigt werden, haben die Bedeutung des Denkmalschutzes erkannt.“ Sie hätten mit viel Liebe zu alten Gebäuden den unverwechselbaren, den einmaligen Charakter historischer Bausubstanz erhalten. „Sie haben sich mit viel Engagement und großen finanziellen Opfern für unsere Heimat eingesetzt“, lobte der Bezirkstagspräsident.

Mit dem Preis für das Rathaus in Krombach werde das nachhaltige Bemühen und das weitreichende finanzielle Engagement der Gemeinde Krombach zur Erhaltung der historischen Bausubstanz angemessen gewürdigt, sagte Dotzel. Bei dem Gebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts handle es sich um ein bedeutendes, überörtliches Baudenkmal im Landkreis Aschaffenburg. In exponierter Lage sei es zusammen mit Vereinsheim, Pfarrhaus und Kirche Bestandteil des Kirchberg-Ensembles und bilde den Mittelpunkt von Krombach.

Dr. Gertrud und Martin Kuchler lobte der Bezirkstagspräsident für deren „wunderbare Instandsetzung“ des Gasthofs „Fränkischer Hof“ in Münnerstadt. Das Anwesen liege auf der Ostseite des Marktplatzes und sei 2009 von den jetzigen Eigentümern erworben und mit dem Ziel generalsaniert worden, im Erdgeschoss eine attraktive gastronomische Nutzung zu bewahren und in den Obergeschossen denkmalgerechte Stadtwohnungen mit weitgehend barrierefreier Erreichbarkeit anzubieten. „Damit ist es gelungen, einen drohenden Dauerleerstand in der Kernstadt wieder mit Leben zu füllen“, sagte Bezirkstagspräsident.

Das ehemalige Kastenamt der Markgrafen in Ansbach in Mainbernheim, das Ute Rauschenbach und Dieter Gottschalk renoviert haben, verfügt „über eine barocke Ausstattung von hoher Qualität mit adäquaten Ergänzungen aus dem 19. Jahrhundert“, sagte Dotzel in seiner Laudatio. Dazu gehörten hochwertige Elemente der historischen Wohnkultur wie Wandschränke, ein Schlafkabinett und gusseiserne Öfen. „Das Ehepaar Rauschenbach/Gottschalk hat ganz bewusst das bedeutende, zuletzt leer stehende Denkmal erworben, um es als privates Wohnhaus zu nutzen“, unterstrich der Bezirkstagspräsident. Dabei hätten sie ganz bewusst auf jegliche Veränderungen am historischen Grundriss verzichtet.

Rainer Naebers erhielt den Preis für die Sanierung eines Wohnhauses in Karlstadt. Das Anwesen bestehe aus einem jüngeren Vorder- und einem wesentlich älteren Rückgebäude. Beide seien jahrhundertelang von Weinhändlern und Büttnern bewohnt worden, erläuterte Dotzel. Daran erinnere ein großer Weinkeller mit verschiedenen Gewölbestrukturen. Es handle sich um einen lange Zeit leer stehenden Bau in der Ortsmitte in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche St. Andreas. Hier seien acht Wohnungen im Erd-, Ober- und Dachgeschoß des Wohngebäudes entstanden. „Mit dieser Maßnahme wird einmal mehr verdeutlicht, dass mit der Erhaltung und Sanierung alter Gebäude Wohnen und Leben im Altstadtkern auf hohem Niveau möglich ist“, betonte der Bezirkstagspräsident. Der Bauherr habe hierdurch einen großen Beitrag zur Altortsanierung in Karlstadt geleistet.

Jennifer und Andreas Balmer lobte Dotzel für deren „großen Einsatz und die viele Eigenleistung“, mit der sie in Schweinfurt eine alte Hofanlage aus dem späten 18. Jahrhundert saniert und modernisiert hätten. So sei aus dem ehemaligen Bauernhaus ein liebevoll und detailgerecht gestaltetes Einfamilienhaus geworden.

Luitpold Graf Wolffskeel von Reichenberg habe das Schloss Uettingen „ganz exzellent saniert“, lobte Dotzel. Die bauzeitliche Raumstruktur mit ihrer klaren Gliederung sei umfangreich erhalten. Bedeutsam sei das Dachtragwerk: „Mit dem so genannten Bohlenlamellendach haben wir ein in Bayern seltenes Meisterstück der Ingenieurskunst vor uns.“ Eine Besonderheit des von der Eigentümerfamilie bewohnten Schlosses sei, dass einige Räume, vor allem im Obergeschoss, sowohl der politischen Gemeinde als auch der Kirchgemeinde für Repräsentationszwecke zur Verfügung gestellt würden. Aufgrund aufsteigender Feuchtigkeit und Schäden an der Infrastruktur und undichten Fenstern habe man ab 2002 ein Sanierungskonzept entwickelt und umgesetzt, „womit das Schloss Uettingen als ein Schmuckstück der Region für die kommenden Jahrzehnte gesichert sei“, sagte Dotzel.

Landrat Eberhard Nuß (Landkreis Würzburg) erklärte in seinem Grußwort, besonders stolz zu sein, weil Uettingen seine Heimatgemeinde sei. Gerade in Franken vermittelten die vertrauten Ortsbilder das Gefühl von Identität. Den Bezirk Unterfranken lobte Nuß für dessen Einsatz in Sachen Denkmalschutz: „Der Bezirk setzt damit deutliche Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung!“ Bürgermeister Heribert Endres (Uettingen) gab einen kurzen Überblick über die Uettinger Ortsgeschichte. Als Kind habe er oft im Schlosspark gespielt, erinnerte sich der Rathaus-Chef. Früher hätten vor der Kulisse des Schlosses große Festveranstaltungen stattgefunden.

Graf Wolffskeel sagte in seinem Schlusswort, jedes Bauwerk erzähle eine Geschichte und diese wiederum erzähle die Geschichte der Menschen, die in ihm gelebt haben. Er erinnerte daran, dass nach dem Zweiten Weltkrieg etliche Familien im Schloss einquartiert worden seien. Jetzt kämen viele jener Menschen zurück, um noch einmal diesen Ort zu sehen. Graf Wolffskeel dankte für die vielfältige Unterstützung bei der Sanierung des Schlosses. Der Preis des Bezirk Unterfranken bedeute für ihn eine Anerkennung für die Lebensleistung seiner Familie. „Jede Generation muss dazu beitragen, dass das Erbe erhalten bleibt“, sagte er.

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