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Ein „Turm der Erinnerung“ für das BKH Lohr (1. Oktober 2018)

Skulptur der Bildhauerin Heike Metz wird künftig an Euthanasie-Opfer erinnern

 

Noch gibt es das von Heike Metz geschaffene Euthanasie-Denkmal nur als Gipsmodell. Der Bezirk Unterfranken wird es nun in Bronze gießen lassen. (Foto: Jan Soldin)

 

Würzburg. (mm) Eine Arbeit der in Bad Kissingen geborenen Bildhauerin Heike Metz wird künftig im Bezirkskrankenhaus Lohr am Main insbesondere an die Euthanasie-Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Eine Jury unter Vorsitz von Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel hat den entsprechenden Entwurf mit dem Titel „Turm der Erinnerung“ einstimmig aus insgesamt acht Skulpturen ausgewählt, die in der letzten Septemberwoche im Rahmen des Bildhauersymposiums „Triennale Schweinfurt für zeitgenössische Kunst“ entstanden waren. Das preisgekrönte Gipsmodell soll nun im Auftrag des Bezirks in Bronze gegossen werden.

Wie Dotzel im Anschluss an die Veranstaltung betonte, habe nach Ansicht der Jury Heike Metz die Aufgabenstellung mit Blick auf den künftigen Standort auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses Lohr am Main „schlüssig und innovativ“ umgesetzt. „Ihr Turm der Erinnerung überzeugt als plastisches Sinnbild für Erinnerung ganz allgemein“, zitierte Dotzel aus der Jury-Entscheidung. Der Turm wachse organisch nach oben, bewege sich an manchen Stellen scheinbar außerhalb der Statik, um sich dann wieder in ein imaginäres Lot einzupendeln. Der vermeintliche Ausstieg aus der Erinnerung führe symbolisch durch die Treppen in die Lehre oder aber in eine höhere jenseitige Sphäre, so die Jury weiter. „Dabei sind ihre Architekturen kunstvolle Phantasiegeschöpfe von schier unerschöpflichem Formenvorrat, von höchstem Qualitätsanspruch und von einer wunderbaren Ästhetik.“

Wie der Bezirkstagspräsident in seiner Laudatio betonte, wolle der Bezirk mit diesem Kunstwerk der Opfer des Euthanasie-Programms in der Diktatur des Nationalsozialismus gedenken. Die Verantwortlichen waren zuvor übereingekommen, der künstlerischen Realisation größtmögliche Offenheit im Sinne eines „Ortes der Erinnerung“ in Anlehnung an antike Vorbilder zu gewähren. Die Arbeit werde ihren künftigen Platz in einem von Bäumen und Buchenhecken umgebenen schlossparkähnlichen Gelände direkt gegenüber des aus dem frühen 20. Jahrhundert stammenden Hauptgebäudes finden. „Das Kunstwerk steht also einerseits im Bezug zu der sie umgebenden Architektur und kann andererseits den Betrachter darüber hinaus in einem Hort der Kontemplation zum Verweilen einladen“, sagte Dotzel.

Die acht unterfränkischen Bildhauerinnen – neben Heike Metz waren das Christina Deuring-Berthel, Monika Linhard, Rosa Brunner, Christina von Bitter, Anna Bien, Anke Oltscher und Kathrin Hubl – nutzten für ihr einwöchiges Symposium als Aktionsraum das Freigelände rund um die Kunsthalle sowie die Kreativwerkstatt, den Innenhof und die Arkaden der Kunsthalle. Bei prächtigem Wetter nutzten während der ganzen Woche immer wieder Passanten das Symposium zu Gesprächen mit den Bildhauerinnen. Damit folgte, wie Bezirkstagspräsident Dotzel betonte, die Veranstaltung „dem ursprünglichen Gedanken eines Bildhauersymposiums, nämlich eine Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Ort mit der Möglichkeit, die entstehenden Arbeiten öffentlich zu präsentieren und damit den Zugang und das Verständnis für skulpturales Schaffen zu fördern“.

Sehr zufrieden mit dem Entwurf von Heike Metz zeigten sich auch die Vertreterinnen und Vertreter des Bezirkskrankenhauses Lohr am Main, allen voran der ärztliche Direktor Prof. Dr. Dominikus Bönsch, der Klinikdirektor Bernd Ruß und die Pflegedirektorin Marianne Schaffarczik. Der künftige Hain der Erinnerung werde Assoziationen zu antiken Hainen wecken, so die übereinstimmende Auffassung. Das Areal, in dem das Kunstwerk zu sehen sein werde, solle möglichst frei von christlicher Symbolik eine Verbindung zur Natur herstellen.

 

 

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