Bezirk Unterfranken etabliert sich als „Fairtrade-Region“ (17. Juni 2021)
Steuerungsgruppe prüft weiteren Umstieg auf fair gehandelte Produkte
Wollen die „Fairtrade-Region“ weiter voranbringen: die Mitglieder der Steuerungsgruppe (von links): Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, Bezirkstagsvizepräsidentin Eva Maria Linsenbreder, Bürgermeister Michael Röhm (Thüngersheim), Bezirksdirektor Dr. Gernot Janke, Bezirksrat Thomas Schiebel, Eine-Welt-Regionalpromotorin Berit Schurse, Klaus Brönner (Münster Schwarzach) und Bezirksrätin Bärbel Imhof. (Foto: Mauritz)
Würzburg. (mm) Der Bezirk Unterfranken etabliert sich zunehmend als „Fairtrade-Region“. Bei zunächst drei Produktgruppen aus dem Lebensmittelbereich soll nun der Umstieg von konventionellen Anbietern auf fair gehandelte Erzeugnisse geprüft werden, wie die zuständige Steuerungsgruppe bei ihrem Treffen am vergangenen Donnerstag (17. Juni) vorschlug. Das letzte Wort ist dann allerdings dem Vergabeausschuss vorbehalten.
Thomas Förter, der Leiter des Zentraleinkaufs beim Bezirk Unterfranken, rechnete vor, dass in den Krankenhäusern und Heimen des Bezirks täglich 2.000 Essen zubereitet würden. Das mache einen entsprechend gewaltigen Wareneinsatz notwendig. Oberste Priorität bei der Beschaffung habe die Regionalität, wie Förter betonte. „Die Wertschöpfung soll in der Region bleiben!“ Andererseits sei der Bezirk Unterfranken aber schon bisher seiner Zeit voraus gewesen: seit 2014 werde in den Bezirks-Kliniken in Lohr am Main, Würzburg, Werneck und Münnerstadt sowie in der so genannten Versorgungszentrale auf dem Heuchelhof, die die Dr. Karl-Kroiß-Schule, die Schulvorbereitende Einrichtung und das Körperbehindertenzentrum beliefert, nur fair gehandelter Kaffee verwendet, sagte Förter.
Klaus Brönner, als Betriebsleiter in der Abtei Münsterschwarzach für die Fair-Handel GmbH verantwortlich, wies darauf hin, dass gerecht gehandelte Produkte bei der Preisgestaltung und der Größe der Gebinde oft nicht mit kommerziellen Anbietern konkurrieren könnten. „In einer Großküche kommt man mit Pfund-Päckchen nicht sehr weit, hier braucht man die Zutaten Säckeweise!“ Er plädierte daher dafür, das Augenmerk mehr auf die Snackbars zu legen, die es in jeder Klinik gebe. „Statt einem Schoko-Teilchen könnte man doch einen Fair-Trade-Riegel anbieten – natürlich mit einem entsprechenden Siegel. Dafür geben die meisten Kunden gern ein wenig mehr Geld aus!“ So die Beobachtung des Fachmanns.
Förter berichtete in diesem Zusammenhang von einem Preisvergleich, den er vor einiger Zeit mit Bananen angestellt habe. Demnach summierte sich die Kostendifferenz zwischen normalen Dollar-Bananen und den fair gehandelten Früchten aufs Jahr hochgerechnet auf mehrere tausend Euro. Eine-Welt-Regionalpromotorin Berit Schurse ergänzte, dass das beliebte Obst zumeist mit Lockpreisen in die Supermärkte käme. Dagegen könne ein fair gehandeltes und vor allem ein fair geerntetes Produkt nicht mithalten. Für sehr viel entscheidender als der Preis sei daher nach ihrer Ansicht die Qualität. Und die stehe bei Fairtrade außer Frage!
Um nun erste Erfahrungen zu machen und um abzuklären, was machbar sei, schlug Bezirksdirektor Dr. Gernot Janke vor, zunächst mit Produkten wie Schokolade, Nüssen, Fruchtgummis oder Trockenfrüchten aus fairem Anbau und fairem Handel zu starten. Über den Zentraleinkauf des Bezirks sollen entsprechende Preisvergleiche eingeholt werden, anhand derer am Ende der Vergabeausschuss des Bezirks das weitere Vorgehen entscheiden könne.
Der Bezirk Unterfranken ist der erste Bezirk Deutschlands, der offiziell als „Fairtrade-Region“ anerkannt ist. Der Anerkennung als „Fairtrade-Region Bezirk Unterfranken“ im zurückliegenden Dezember war ein intensiver Bewerbungsprozess vorausgegangen. Wie Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel betonte, stünden dabei die Menschen in der Südhalbkugel der Erde im Mittelpunkt. Fairtrade verhelfe benachteiligten Produzenten zu einem Marktzugang. Zudem werde ausbeuterische Kinderarbeit verhindert, so der Bezirkstagspräsident weiter.
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