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„Alte Häuser sind etwas Besonderes“ (21. Oktober 2021)

Bezirkstagspräsident Dotzel verleiht Förderpreise zur Erhaltung historischer Bausubstanz

Vor dem Hintergrund von Theater Sommerhaus in Winterhausen präsentierten die diesjährigen Gewinner des „Förderpreis der Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“ gemeinsam mit Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel ihre Auszeichnungen. (Foto: Mauritz)

Winterhausen. (mm) Den mit insgesamt 150.000 Euro dotierten „Förderpreis der Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“ hat Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel am gestrigen Donnerstag (21. Oktober) im Theater Sommerhaus in Winterhausen an die Eigentümer der in diesem Jahr ausgezeichneten sechs Gebäude überreicht.

Den Preis teilen sich Marie Antoinette Gräfin von Ingelheim für die Sanierung und Restaurierung des Wasserschlosses Mespelbrunn (Landkreis Aschaffenburg), Petra und Iver Schmalbruch für ihre Investitionen in das ehemalige Schloss Rannungen (Landkreis Bad Kissingen), Julia und Christian Zang für die Instandsetzung ihres Häcker-Anwesens in Nordheim am Main (Landkreis Kitzingen), Veronika und Iain Cottontail für die Revitalisierung ihres Wohnhauses in Lohr am Main (Landkreis Main-Spessart), Brigitte Obermeier für die Gestaltung der Kleinkunstbühne „Theater Sommerhaus“ in Winterhausen (Landkreis Würzburg) sowie Michael Geeb für die Revitalisierung seiner Hofanlage in Schweinfurt-Oberndorf (Stadt Schweinfurt). 

Dotzel, der auch stellvertretendes Mitglied im Landesdenkmalrat ist, sagte in seiner Laudatio, alte Häuser seien immer etwas Besonderes – und oft auch etwas ganz Einmaliges. Umso erstaunlicher sei es nach seiner Ansicht, „dass noch immer so viele Neubaugebiete ausgewiesen werden, während in den gewachsenen Ortskernen alte Häuser leer stehen.“ Dabei wäre es doch viel vernünftiger, ein ungenutztes altes Gebäude zu renovieren, statt auf der grünen Wiese ein weiteres Einheits-Eigenheim zu errichten, so Dotzel weiter.

Wegen der großen Bedeutung des Denkmalschutzes unterstütze der Bezirk Unterfranken seit 2002 die Erhaltung historischer Bausubstanz mit einem Förderpreis, erklärte Dotzel. Jedes Jahr würden sechs herausragende Objekte aus den neun Landkreisen und den drei kreisfreien Städten Unterfrankens mit jeweils 25.000 Euro gefördert. Insgesamt vergebe der Bezirk Unterfranken 150.000 Euro. Der Förderpreis des Bezirk Unterfranken zähle mit dieser eindrucksvollen Summe zu den höchstdotierten Denkmalpreisen in ganz Deutschland.

Sinnvolle Nutzung historischer Gebäude

Das Wasserschloss Mespelbrunn (Landkreis Aschaffenburg) bezeichnete Dotzel als eines der bedeutendsten Baudenkmäler Unterfrankens. In das vom Adelsgeschlecht der Echter von Mespelbrunn erbaute Wasserschloss würden Jahr für Jahr hohe Summen investiert – etwa in die Sanierung und Restaurierung von Gebälk, Böden, Decken oder Wandanstrichen. Im vergangenen Jahr seien das Dach des Bergfrieds und des Kapellenturms sowie der hintere Turm des Ensembles saniert worden. Dem großen Engagement der Eigentümerin, Marie Antoinette Gräfin von Ingelheim, sei es zu verdanken, dass das Schloss nach wie vor der Öffentlichkeit als Museum diene und der Nachwelt erhalten bleibe.

Auch beim ehemaligen Schloss Rannungen handele es sich um ein repräsentatives Gebäude. Im Obergeschoss des Schlosses befinde sich noch die gesamte historische Ausstattung des 18. Jahrhunderts. Dotzel lobte die Entscheidung der Schloss-Eigentümer, Petra und Iver Schmalbruch, das historisch bedeutende Anwesen in der Ortsmitte instand zu setzen, statt an anderer Stelle ein neues Haus zu bauen. Dieser Instandsetzung sei nach Ansicht der Jury eine große Vorbildwirkung für die gesamte Region zugekommen.

Auch Julia und Christian Zang aus Nordheim am Main hätten sich bewusst für ein altes Haus „voll Charme und Charakter“ in ihrem Heimatort entschieden – „und nicht für einen im Zweifelsfall geschichts- und gesichtslosen Neubau am Ortsrand“, sagte Dotzel. Das Häcker-Anwesen sei mehrere Jahre leer gestanden und wäre wohl von den meisten anderen Käufern abgerissen worden. Die Jury habe in der Renovierung „ein spannungsreiches und ästhetisch anspruchsvolles Wechselspiel von Alt und Neu“ gesehen, das jeder Zeitschicht Respekt zolle.

Auch das von Veronika und Iain Cottontail renovierte Wohnhaus in Lohr am Main sei jahrelang leer gestanden. Aufgrund seiner Lage mitten im Ort zähle das Haus zu den stadtbildprägenden Gebäuden im so genannten Lohrer Kirchenbezirk. Die besondere Herausforderung bei der Sanierung des Gebäudes habe darin bestanden, weder die historische Bausubstanz zu zerstören, noch das Erscheinungsbild des Kirchplatzes zu verändern, aber gleichzeitig das Anwesen an den heutigen Standard anzupassen. Das Ehepaar Cottontail habe diese Anforderungen exzellent umgesetzt – mit einem hohen finanziellen Aufwand und viel Eigenleistung!

Eine „nicht ganz alltägliche Nutzung“ habe die Schauspielerin und Theater-Intendantin Brigitte Obermeier in Winterhausen verwirklicht, die ein ehemaliges Ackerbürgerhaus sanierte, um es zu Wohnzwecken und als Kleinkunstbühne zu nutzen. Hierzu seien der ehemalige Stalltrakt und Teile des Innenhofs zum Zuschauerraum und zur Bühne umgewidmet worden, erklärte Dotzel. Ein Durchbruch in der östlichen Stallmauer ermögliche eine barrierefreie Erschließung der Kultureinrichtung von der Langen Gasse her. Ein vormals vermauerter Zugang zum benachbarten Kellergewölbe führe jetzt ins Foyer. Dank zahlreicher und vielfältiger Unterstützungen sei mit dem Theater Sommerhaus in Winterhausen eine neue Spielstätte geschaffen worden. „Mit seinen knapp 100 Sitzplätzen ist das Theater Sommerhaus eine kulturelle Bereicherung der Marktgemeinde Winterhausen“, betonte Dotzel.

Von beträchtlichem, historischen Wert sei auch die stattliche Hofanlage in Schweinfurt-Oberndorf aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Nach dem jüngsten Generationswechsel vor wenigen Jahren habe der heutige Eigentümer, Michael Geeb, zusammen mit seinen Eltern die Generalsanierung von Wohnhaus und Toranlage in Angriff genommen. Das Bauernhaus sei mit viel Aufwand saniert, modernisiert und detailgerecht zu einem großzügigen Einfamilienhaus umgestaltet worden. Nach Überzeugung der Jury sei der Umbau des historischen Gebäudes hervorragend gelungen, lobte Dotzel.

Landrat Thomas Eberth (Landkreis Würzburg) dankte allen Preisträgern dafür, „neues Leben in die Ortsmittelpunkte“ gebracht zu haben. „Im Ortskern schlägt das Herz jeder Ortschaft!“, sagte der Landkreis-Chef. Dort befinde sich der Treffpunkt und der Identifikationspunkt der Bewohnerinnen und Bewohner. Historische Gebäude vor dem Verfall zu retten, bedeute, die „steinernen Zeitzeugen“ in die nächste Generation zu überführen.

Bürgermeister Christian Luksch (Winterhausen) freute sich darüber, dass die Preisverleihung Gäste aus ganz Unterfranken nach Winterhausen gebracht habe. Das Theater Sommerhaus bezeichnete der Rathaus-Chef als einen „Glücksfall für Winterhausen“.

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