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Die Rückkehr der Schlammpeitzger (20. Oktober)

Wiederansiedlung eines lange als verschollen geltenden Fischs

Fischereifachberater Michael Kolahsa entlässt 100 Schlammpeitzger in den Main. (Foto: Florian Hiller)

Würzburg/Mainsondheim. (hil) Auch wenn es weitaus weniger spektakulär zuging, als im epochalen Science-Fiction-Klassiker „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ von George Lucas aus den 80er Jahren, ist der Besatz der Schlammpeitzger in ihren ursprünglichen Lebensraum - den Main - trotzdem eine großartige und einmalige Sache.

Denn, wie Michael Kolahsa – Fischereifachberater beim Bezirk Unterfranken – erklärt, gelten die Schlammpeitzger bereits seit vielen Jahren als verschollen und stehen auf der sogenannten „Roten Liste“ in der höchsten Gefährdungskategorie. Genauer seit dem Mainausbau, als der Main zur Bundeswasserstraße wurde. Durch die Begradigung und die fortschreitende Kanalisierung des Fließgewässers wurde der natürliche Lebensraum der Schlammpeitzger deutlich eingeschränkt. Die Auengewässer verschwanden. Dadurch kam es kaum noch zu Überflutungen im Hinterland, die der Schlammpeitzger oder auch Schlammbeißer so dringend als Lebensraum benötigt. Denn er braucht tatsächlich Schlamm, weil er nachtaktiv ist und sich tagsüber im Morast vor Fressfeinden versteckt.

Deshalb hat Kolahsa einen Nebenarm des Mains ausgewählt, um den seltenen Fisch, der vorwiegend am Grund des Flusses lebt, möglichst optimale Bedingungen zu gewähren. Eine Besonderheit, die den Schlammpeitzger auszeichnet, ist die Eigenschaft, dass er – auch wenn die Luft einmal dünn wird – atmosphärische Luft verschlucken und dann den Sauerstoff aufnehmen kann. Dazu taucht er kurz auf und schnappt Luft, die dann durch den Dickdarm wieder ausgestoßen wird und als Blasen nach oben steigen.

Deshalb kann er auch längere Hitze- oder Trockenperioden überleben. Er ist deshalb auch der ideale Fisch, wenn es darum geht, mit dem Klimawandel zurechtzukommen. Diese Eigenschaft hat ihm allerdings auch die zweifelhaften Namen „Furz-Fisch“, „Furzgrundel“ und „Gewitterfurzer“ eingebracht.

Diese Bezeichnungen sind zwar nicht gerade appetitanregend, trotzdem ist der Fisch grundsätzlich essbar. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde notiert, dass er leicht verdaulich und gut bekömmlich sei. Ähnlich wie beim heimischen Karpfen, wenn man ihn nicht wässert, schmeckt er wegen seines Lebensraumes aber morastig und modrig und landete deshalb kaum auf der Speisekarte. Wegen seines hohen Proteingehalts und aufgrund der damaligen großen Bestände, verfütterten ihn einheimische Bauern teilweise an ihre Schweine, so Kolahsa.

Ob die Wiederansiedlung des Schlammpeitzgers erfolgreich war, wird sich im nächsten Jahr zeigen. Dann wird die Fischereifachberatung prüfen, ob sich der Fisch im Main wohlfühlt und sich im besten Fall sogar vermehrt hat.

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Ansprechpartner:
Florian Hiller
Stv. Pressesprecher
Tel: 0931 7959-1618
Fax: 0931 7959-2618

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