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„Net so viel reden, lieber machen!“ (25. Mai 2023)

Nach dreißig Jahren beim Bezirk Unterfranken verabschiedet sich Weinfachberater Hermann Mengler in den Ruhestand

Strahlende Gesichter (von links): Festredner Eberhard Schellenberger, Weinfachberater Hermann Mengler mit Ehefrau, Weinkönigin Eva Brockmann, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Weinbau-Präsident Artur Steinmann. (Foto: Mauritz)

Würzburg. (mm) Es war wohl reiner Zufall, dass die Feierstunde zur Verabschiedung von Hermann Mengler beim Bezirk Unterfranken am 25. Mai, dem Gedenktag an den hl. Urban, stattfand. Dem scheidenden Weinfachberater kam der Termin bei seinem Schlusswort dennoch sehr zupass: „Scheint am Sankt-Urbanstag die Sonne, so gerät der Wein zur Wonne“, zitierte Mengler eine altbewährte Bauernregel. Und an Sonne mangelte es an jenem Tag ebenso wenig wie an Lob für den langjährigen Chef-Önologen des Bezirks.

Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel verwies auf die „unglaubliche und sagenhafte Kompetenz“, mit der Mengler dreißig Jahre lang die Weinfachberatung des Bezirk Unterfranken betrieben habe. Zugleich erinnerte Dotzel an „das lange Stück Weg“, das er und Mengler gemeinsam gegangen seien: „Wir kennen uns noch aus jener Zeit als Hermann Mengler – damals junger Weinbau-Ingenieur frisch vom Studium – das Städtische Weingut Erlenbach am Main aufbaute und viele Jahre mit großem Erfolg leitete.“ Er sei noch heute froh, dass es damals gelungen sei, Mengler als Weinfachberater für den Bezirk zu gewinnen, sagte Dotzel.

Im Namen der unterfränkischen Winzerinnen und Winzer betonte Weinbau-Präsident Artur Steinmann die entscheidende Rolle Menglers für den Qualitätssprung, den der Frankenwein in den zurückliegenden Jahren gemacht habe. Aus unbekannten Weingütern seien unter der Ägide Menglers bundesweit führende Betriebe geworden. Es gehe ihm das Herz über, sagte Steinmann sichtlich bewegt, wenn er an das Engagement der bezirklichen Weinfachberatung denke. „Der Mensch macht den Unterschied“, zitierte Steinmann die österreichische Autorin Sabine Hübner, „und Hermann Mengler ist ein solcher Mensch, der den Unterschied macht!“

In seiner sehr persönlich gehaltenen Festrede sagte Eberhard Schellenberger an die Adresse Menglers: „Dich könnten wir auch um drei Uhr in der Früh dahem in Mainstockheim aus dem Bett klopfen, und Du würdest uns Rede und Antwort stehen.“ Und der so Angesprochene stimmte ihm aus dem Auditorium heraus zu: „Genau!"

Für seinen Vortrag hatte der Journalist und langjährige Leiter des BR-Regionalstudios Mainfranken tief in seine Archivkiste gegriffen und zahlreiche Chats und Anfragen zum Thema Wein herausgezogen – etwa so: „Hallo Hermann, besteht Frostgefahr für die Weinberge?  Antwort Mengler: Aktuell nein, die Wochen bis zur kalten Sophie sind allerdings lang.“ Für Schellenberger ein Hinweis darauf, dass Mengler niemals zu früh in Hektik geriet oder Panik schürte. Vielmehr bescheinigte er dem Weinfachberater des Bezirks eine „verschmitzte, fränkische Bauernschläue“. Menglers Devise sei: „Net so viel reden, lieber machen!“

In diesem Sinne habe die führende Fachzeitschrift „Vinum“ völlig zu Recht Hermann Mengler vor zwei Jahren in die Liste der „25 wichtigsten Weinpersönlichkeiten Deutschlands“ aufgenommen. Dabei sei Menglers Start als Leiter der Fachberatung Kellerwirtschaft und Kellertechnik alles andere als romantisch gewesen. Er sei zu einer Zeit angetreten, als der Frankenwein „ziemlich weit unten war“. Mengler habe von Anfang an auf Klasse, statt auf Masse gesetzt. Allerdings hörten die fränkischen Winzerinnen und Winzer auf ihren Berater erst, als sie in den 1990er-Jahren auf ihren qualitativ schlechten Weinen sitzenblieben. Dann aber ließen sie sich sehr schnell von Menglers Qualitätsstreben anstecken, betonte Schellenberger.

Bleibt die Frage, was man einem Weinexperten nach dreißig erfolgreichen Dienstjahren beim Bezirk Unterfranken zum Abschied schenkt? Erwin Dotzel hatte ein Kistchen mit einem in Holzwolle gepackten Bocksbeutel mitgebracht. Natürlich einen Silvaner, nachdem ein renommierter Wein-Redakteur schon vor Jahren Hermann Mengler als „Doc Silvaner“ bezeichnet hatte. Aber nicht irgendeinen Silvaner, sondern vielmehr einen aus dem Jahr 1993, jenem Jahr, in dem Mengler seinen Dienst beim Bezirk Unterfranken antrat. Und mit Sicherheit schien in jenem Jahr am Sankt-Urbanstag auch die Sonne!

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