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„Geschenk an künftige Generationen“ (22. Juni 2023)

Bezirkstagspräsident Dotzel verleiht Förderpreis zur Erhaltung historischer Bausubstanz

Gratulanten und Preisträger: die diesjährigen Gewinner des „Förderpreis der Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“ präsentieren gemeinsam mit Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Oberbürgermeister Sebastian Remelé ihre Auszeichnungen. (Foto: Mauritz)

Schweinfurt. (mm) Den mit insgesamt 150.000 Euro dotierten „Förderpreis der Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“ hat Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel am Donnerstag (22. Juni) in der Schweinfurter Salvatorkirche an die Eigentümer der in diesem Jahr ausgezeichneten sechs Gebäude überreicht.

Den Preis teilen sich der Markt Mömbris für die Sanierung des Hermann Dümig Hauses in Mömbris (Landkreis Aschaffenburg), Simone und Dr. Raymund Müller für die Renovierung des ehemaligen Sole-Reservoirs in Bad Kissingen (Landkreis Bad Kissingen), Heidi und Thomas Stintzing für ihre Investitionen in ein denkmalgeschütztes Wohnhaus in Obernbreit (Landkreis Kitzingen), Birgitta Böhme und Bernard Esposito für die Instandsetzung des Fronhofer Schlösschens in Burgsinn (Landkreis Main-Spessart), Linda und Felix Bendikowski für die Renovierung eines Wohngebäudes in Eibelstadt (Landkreis Würzburg) sowie Philomena und Peter Müller für die Sanierung eines Bürgerhauses in Schweinfurt (Stadt Schweinfurt).

Dotzel sagte in seiner Laudatio, Denkmalschutz leiste einen grundlegenden Beitrag zur Bewahrung der kulturellen Vielfalt. „Denkmalpflege bedeutet dreierlei: zum einen, sich vor der Vergangenheit zu verneigen, zum anderen, sich jetzt der Schönheit alter Gebäude zu erfreuen, und schließlich, künftigen Generationen ein Geschenk zu hinterlassen.“ Der Bezirk Unterfranken habe daher vor über zwanzig Jahren den Förderpreis zur Erhaltung historischer Bausubstanz ins Leben gerufen – einen der höchstdotierten Denkmalpreise Deutschlands. Wie Dotzel weiter sagte, hätten historische Gemäuer ihren ganz eigenen Charakter – und oft auch etwas durch und durch Einmaliges. Insbesondere freue er sich, dass von den insgesamt sechs preisgekrönten Objekten fünf in Privatbesitz seien. „Diese Eigentümer haben Leidenschaft bewiesen für den Erhalt unseres baulichen Erbes und der Schönheit unserer Heimat.“

Mömbris: Prägend für Ortsbild

Beim Hermann Dümig Haus; Mömbris (Landkreis Aschaffenburg) handele es sich um einen Gebäudekomplex aus dem frühen 19. Jahrhundert, erläuterte Dotzel. Ursprünglich habe er aus zwei Fachwerkhäusern bestanden, die durch einen massiven Verbindungsbau zu einer dreiseitigen Hofanlage verbunden waren. Im Zuge der Renovierung sei der kleinere Trakt abgerissen worden, und der Querbau habe nach historischem Vorbild einen neuen Torbogen aus Sandstein erhalten. Durch den Einbau eines Hubliftes sei das gesamte Gebäude barrierefrei erschlossen. Das historische Anwesen im Zentrum von Mömbris sei für das Ortsbild von herausragender Bedeutung. Künftig soll das Gebäude für Ausstellungen und Vorträge genutzt werden.

Bad Kissingen: Glücksfall für Denkmal

Eng mit der Erfolgs-Geschichte Bad Kissingens (Landkreis Bad Kissingen) als Kurort verbunden sei das ehemalige Sole-Reservoir, in dem das in den Salinen gewonnene salzhaltige Wasser gesammelt wurde. Von hier aus wurde die Sole in Bottichen in die einzelnen Kurhäuser gebracht. Das von Salineninspektor Joseph Knopp entworfene Sole-Reservoir sei ein wichtiger Bestandteil der damaligen Kuranlage gewesen, so Dotzel. Der langgezogene Satteldachbau in Holzbauweise mit gemauerten Giebelseiten habe jedoch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine Bedeutung verloren. Die heutigen Eigentümer, die die Anlage 2018 vom Freistaat gekauft haben, hätten das denkmalgeschützte Gebäude „mit viel Liebe und Kreativität“ saniert und nutzten es als Wohnung. Dabei hätten sie den historischen Charakter ganz wunderbar erhalten. „Ein Glücksfall für das Baudenkmal – und für Bad Kissingen!“

Obernbreit: Städtebaulich bedeutend

Das preisgekrönte Gebäude in Obernbreit (Landkreis Kitzingen) sei allein schon aufgrund seiner zentralen Lage mitten im Ort von städtebaulicher Bedeutung. Das zweigeschossige Satteldachhaus an der Kreuzung von vier, rechtwinklig aufeinander zulaufenden Straßen sei vermutlich einst als Bauernhof errichtet worden. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts habe es bis zum Ende des 20. Jahrhunderts als Bäckerei gedient. Wie Dotzel weiter sagte, habe das Ehepaar Stintzing vor mehr als zehn Jahren den damals leerstehenden Familienbesitz übernommen, um es für den Eigenbedarf als Wohnraum zu sanieren und die über 150-jährige Besitzergeschichte fortzuschreiben. Es sei ihrer Begeisterung für das Familienerbstück zu verdanken, dass aus dem verwaisten Eckgebäude wieder „ein Glanzstück in der Obernbreiter Mitte wurde – bewohnt von einer jungen Familie!“

Burgsinn: Architektonisches Juwel

Das Fronhofer Schlösschen in Burgsinn (Landkreis Main-Spessart) bezeichnete Dotzel in seiner Laudatio als „ein wahres Schmuckstück, ein echtes Juwel“. Den Renaissance-Bau mit Schweifgiebeln, Standerker und Treppenturm hatte Werner II. von Thüngen im Jahr 1607 als Witwensitz für seine Ehefrau Philippina Agatha erbauen lassen. Bis 1993 habe sich das Fronhofer Schlösschen – abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges – im Besitz der Familie von Thüngen befunden. Anschließend habe es mehrmals den Besitzer gewechselt, bis es die jetzigen Eigentümer 2014 übernahmen. Damals habe es sich in einem katastrophalen Zustand befunden. Seit 2022 werde es wieder als Wohnraum genutzt, wobei die historische Bausubstanz weitestgehend erhalten wurde.

Eibelstadt: Beispiel städtischer Baukultur

Das Wohngebäude in Eibelstadt (Landkreis Würzburg) sei 1623 von Georg Jörg Orter errichtet worden, wie Dotzel in seiner Laudatio erläuterte. Orter sei seinerzeit Bürgermeister in Eibelstadt gewesen und war als Baumeister am dortigen Kirchenbau beteiligt. Die Hofstelle sei in den folgenden Jahrhunderten als Häcker- und Ökonomieanwesen genutzt worden und stand dann seit den 1990er Jahren leer. Im historischen Stadtbild von Eibelstadt nehme das Gebäude mit seinem unverändert barockzeitlichen Gepräge eine herausragende Stellung ein. „Aufgrund des Erhaltungszustandes und dank der Gesamt-Disposition ist das Anwesen ein vorzügliches Beispiel für die hochstehende städtische Baukultur in Mainfranken vor dem Dreißigjährigen Krieg“, lobte der Bezirkstagspräsident.

Schweinfurt: Städtische Sehenswürdigkeit

Das ehemalige Bürgerhaus in der Schweinfurter Burggasse zähle zweifelsohne zum Erbe der reichsstädtischen Epoche Schweinfurts, betonte Dotzel bei der Preisübergabe. Das Anwesen liege im direkten Umfeld der Salvatorkirche, deren Chor als letzter erhaltener Rest der ehemaligen Deutschordensburg gelte. Die Anfänge des Gebäudes reichten bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. „Aber nach dem Zweiten Weltkrieg und den nur behelfsmäßig ausgebesserten Kriegsschäden ahnte kaum noch jemand, welchen architektonischen Schatz das ehemalige Bürgerhaus darstellte“, so der Bezirkstagspräsident. Das Innere habe man in den 1950er Jahren einfach und zweckmäßig ausgestattet. Im Zuge der Restaurierung habe man sowohl an den Fassaden außen als auch im Inneren einzigartige Fachwerkfassungen und Malereien freigelegt. Die neuen Eigentümer, „beide von Beruf Restauratoren und daran gewöhnt, mit Leidenschaft und höchsten Qualitätsansprüchen zu restaurieren“ hätten mit großem finanziellem Aufwand das Haus nicht nur vor dem Untergang gerettet. „Das Gebäude zählt bereits jetzt zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt“, sagte Dotzel.

Liebesheirat zwischen Denkmal und Bauherren

Voll des Lobes war auch der Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Er erinnerte daran, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs rund drei Viertel der Schweinfurter Innenstadt „ausgelöscht“ waren. Bis in die 1980er-Jahre hinein habe es „im Zürch“, jenem Altstadt-Quartier, in dem sich das preisgekürte Bürgerhaus befindet, „trostlos“ ausgesehen. Jahrzehntelang habe die Stadt nach Investoren gesucht – und am Ende mit dem Ehepaar Philomena und Peter Müller die idealen Käufer gefunden. Remelé sprach in diesem Zusammenhang von einer „Liebesheirat zwischen dem Denkmal und den Bauherren“!

Im Namen aller Preisträgerinnen und Preisträger bedankten sich Peter Müller für die öffentliche Anerkennung durch den Preis des Bezirks. Er selbst sei jeden Tag aufs Neue von seinem Anwesen begeistert. Sein Architekt Friedrich Staib zitierte die alte Volksweisheit, wonach jeder Topf seinen Deckel finde. In diesem Sinne habe die Käufersuche für das Anwesen in der Burggasse mit dem Ehepaar Müller ein „glückliches Ende gefunden“!

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