Ein Oscar für das Ehrenamt (8. August 2024)
Bezirkstagspräsident Stefan Funk in Sömmersdorf: Kultur lebt vom Engagement
Vor Ort informierten sich Vertreterinnen und Vertreter des Bezirk Unterfranken über die Passionsspiele Sömmersdorf (von links): Sabine Nöth vom Passionsspiele-Verein Sömmersdorf, Bezirksrat Gerhard Müller, Bürgermeisterin Simone Seufert, Vereinsvorsitzender Norbert Mergenthal, Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Klaus Reder, Bezirkstagspräsident Stefan Funk, Bezirksrat Patrick Gessner, 2. Bürgermeisterin Gabriele Jakob sowie die beiden Bezirksrätinnen Gerlinde Martin und Maria Hoßmann. (Foto: Mauritz)
Sömmersdorf. (mm) Rund 44.000 Stunden proben die Mitspielerinnen und Mitspieler der Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf, um alle fünf Jahre die Leidensgeschichte Jesu Christi auf die Freilichtbühne zu bringen. 18.000 weitere ehrenamtliche Arbeitsstunden sind nötig, um dafür die entsprechenden Kulissen zu bauen. Fast die ganze Dorfgemeinschaft ist auf den Beinen, um dieses einmalige Bühnen-Spektakel immer wieder aufleben zu lassen.
Für Bezirkstagspräsident Stefan Funk ein Musterbeispiel für ehrenamtliches Engagement. „Kultur lebt davon, dass sich die Menschen engagieren!“, sagte er am Donnerstag (8. August) bei einem Besuch der Spielstätte in einem Wäldchen am Rande der 680-Einwohner-Gemeinde. Sömmersdorf sei damit etwas ganz Besonderes – auch mit Blick auf den anhaltenden Erfolg, sagte Funk. Was vor rund neunzig Jahren als relativ überschaubares Spiel begann, habe sich zu einem gewaltigen Theater-Ereignis entwickelt, das man ohne weiteres mit den Oberammergauer Passionsspielen vergleichen könne. 1933 waren es noch 70 Mitspieler, beim Neubeginn nach dem Krieg 1958 schon 120, und jetzt rund 400 Laien-Schauspieler.
Auch was die Inszenierung angeht, haben die Sömmersdorfer ihr Passionsspiel immer wieder neu erfunden. So haben in diesem Jahr die beiden Profi-Regisseure Silvia Kirchhof und Kai Christian Moritz einiges verändert: der Text wurde überarbeitet, die Musik ist neu und das Bühnenbild auch, zusätzliche Szenen und Figuren wurden eingearbeitet. Der Bezirk Unterfranken unterstützt das Passionsspiel in diesem Jahr mit einem Zuschuss von 10.000 Euro. Aber es reiche nicht, Kunst und Kultur finanziell zu fördern, sagte Funk, man müsse die Kultur auch leben. Deshalb sei ehrenamtliches Engagement so unverzichtbar!
Umso mehr ärgere er sich über die vielen Vorschriften und Auflagen, die es den Ehrenamtlern immer schwerer machten: „Damit macht man alles kaputt!“ Auch darin, dass Anwohnerinnen und Anwohner gegen die Gemeinde und damit gegen die Durchführung der Passionsspiele geklagt hatten, sah Funk eine beängstigende Entwicklung. Weiche Standortfaktoren wie zum Beispiel kulturelle Angebote seien ganz entscheidend, „um den ländlichen Raum stark zu machen!“, sagte Funk. Insofern sei es zu begrüßen, dass man sich am Ende auf einen Kompromiss geeinigt habe. Schade sei, dass dazu ein Richterspruch nötig war. Schließlich gehe es bei den Passionsspielen um Emotionen – und den Zusammenhalt der Menschen.
Norbert Mergenthal, einer der Vorsitzenden des Passionsspiele-Vereins, ließ aber keinen Zweifel aufkommen, dass es mit dem Sömmersdorfer Freilichtspielen auch künftig weitergehen wird. 2029 werde es wieder eine Passion geben, soviel wollte er schon verraten – und an neuen Ideen bestehe kein Mangel, sagte er. An politischer Unterstützung dürfte es auch nicht fehlen. Nach Ansicht von Bürgermeisterin Simone Seufert hätten die Mitspielerinnen und Mitspieler der Sömmersdorfer Freilichtspiele längst einen „Oscar für das Ehrenamt“ verdient.
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