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Wein gehört zu Franken (5. August 2024)

Der Jahrgang 2024 stellt die unterfränkischen Winzerinnen und Winzer vor große Herausforderungen

Mit einem bunten Blumenstrauß bedankte sich Bezirkstagspräsident Stefan Funk bei der Weinkönigin Lisa Lehritter. (Foto: Mauritz)

Kitzingen/Würzburg. (mm) Unterfranken ist Weinland. Mit etwas mehr als 6.000 Hektar Rebfläche ist das Anbaugebiet zwar verhältnismäßig klein, aber auf den steilen Hängen entlang des Mains wachsen etliche Spitzen-Weine heran. Seit Jahren räumen daher die fränkischen Weingüter reihenweise die renommierten Preise ab – national, aber auch international. Insbesondere der Silvaner hat seit weit mehr als 350 Jahren seine Heimat in Franken. Mit einer Fläche von über 1.500 Hektar ist jeder vierte Rebstock in Franken ein Silvaner.

Nun aber macht der Klimawandel und dessen Folgen den Winzerinnen und Winzern das Leben schwer. Bezirkstagspräsident Stefan Funk und Weinbaupräsident Artur Steinmann sowie der Weinfachberater des Bezirks, Ralf Schwarz, haben sich daher vor kurzem zusammen mit Bezirksrätinnen und Bezirksräten über die aktuelle Lage im Weinbau informiert.

Milde Winter wie in den zurückliegenden Jahren lassen die Weinreben immer früher austreiben, so dass Spätfröste wie im vergangenen April teilweise verheerende Schäden in den Weinbergen anrichten. Zwei Frostnächte reichen dann unter Umständen aus, um den Ertrag eines Jahres weitgehend zu vernichten. Und als wäre das noch nicht genug, bietet der diesjährige feuchte und warme Sommer ein ideales Klima für den Echten und den Falschen Mehltau an den Reben. Der Jahrgang 2024 sei für die fränkischen Winzerinnen und Winzer „schon jetzt sehr herausfordernd“, kommentierte Fachberater Schwarz die Lage.

Vor diesem Hintergrund werde entscheidend sein, den richtigen Zeitpunkt für die Weinlese zu finden, so Schwarz: „Die Trauben müssen auf den Punkt ausgereift sein, um sie optimal verarbeiten zu können.“ In der Winzergemeinschaft Franken (GWF) hat man mit Blick auf die kommenden Jahre unlängst die Traubenannahme für 16,5 Millionen Euro neu gebaut. Im Kelterhaus am Standort der GWF in der Nähe von Kitzingen wird das Lesegut in zwölf Pressen verarbeitet, so der Weinbautechnologe der GWF Kilian Scheuring, der die Besucher durch die weitläufige Anlage führte. Schließlich gelte es, den Ertrag von 1.200 Winzerinnen und Winzern zu bewältigen, die zu der 1959 gegründeten Genossenschaft gehören. Insgesamt umfasst das Genossenschaftsgebiet Betriebe aus dem Weinbaugebiet Franken entlang des Mains, wie zum Beispiel dem Maindreieck und dem Mainsüden, aber auch aus dem Saaletal oder aus Tauberfranken. Dabei habe man sich von Anfang an sowohl der Qualität als auch der Tradition und der Innovation verpflichtet gefühlt, so Kilian Scheuring. 

Es geht aber auch kleiner, wie der Bezirkstagspräsident im Weingut Urban Zang in Escherndorf erlebte. Der Familienbetrieb an der Volkacher Mainschleife bewirtschaftet unter anderem ein Stück der legendären Weinlage „Escherndorfer Lump“. Wie ein gewaltiges Amphitheater schmiegt sich der bekannte Standort an das dortige Mainufer. Nördlich von Escherndorf spitzt die Klosterkirche der Vogelsburg aus dem Grün. Der Wein und die mit Reben bestockten Hänge tragen sicherlich dazu bei, dass Franken als Urlaubsregion immer beliebter wird, wie der Tourismusverband seiner Statistik erst unlängst entnommen hat.

„Der Wein ist das Zentrum unseres Lebens“, so lautet die Losung der Winzerfamilie. Ellenlang ist die Liste der Auszeichnungen, mit denen der Betrieb in den vergangenen Jahren gewürdigt wurde. „Die Natur und das Leben an der Mainschleife machen uns glücklich – und das kann man in unseren Weinen schmecken.“ Kein Wunder also, dass das Weingut in diesem Jahr auch den Zuschlag für den „unterfränkischen Präsidenten-Wein“ erhalten hat.

Dieser edle Tropfen wird während des Jahres bei besonderen Veranstaltungen des Bezirk Unterfranken ausgeschenkt, „um die Exklusivität des Frankenweins zu unterstreichen und besondere Augenblicke noch edler zu machen“, wie Funk sagte. Weinfachberater Schwarz bescheinigte dem Wein die typische Erscheinung eines fränkischen Silvaners. In der Nase rieche man Aromen von Birne, Quitte, Banane, Zitronengras und gelben Steinfrüchten. Auf der Zunge spüre man das raffinierte Spiel von Säuren, und der Abgang sei langanhaltend.

Der letzte Punkt der Weinreise galt einem „magischen Ort des Frankenweins“ – dem so genannten „terroir f Würzburg“. Damit ist ein Aussichtpunkt mitten in der Weinlage „Würzburger Stein“ gemeint, der einen ganz ungewohnten Blick auf die Stadt gewährt und der schon Johann Wolfgang von Goethe inspirierte: „Zu Würzburg am Stein, zu Klingenberg am Main und zu Bacharach am Rhein, da wächst der beste Wein.“ So schrieb einst der deutsche Dichter-Fürst, und wer wollte bezweifeln, dass Goethe eine Menge vom Wein verstand?

Der ideale Ort für ein Hintergrundgespräch des Bezirkstagspräsidenten mit den Vertreterinnen und Vertretern der vier großen Weingüter in Würzburg: dem Weingut am Stein, dem Weingut Juliusspital, dem Weingut Bürgerspital und dem Staatlichen Hofkeller. Sie alle waren sich einig, dass vor dem Hintergrund des Klimawandels ihr Geschäft schwieriger werde. Insbesondere die Frostschäden würden ihnen den Ertrag des heurigen Jahrgangs verhageln. Die Arbeit im Wengert bleibe die gleiche, aber der Ertrag werde weniger. Hinzu kämen steigende Mindestlöhne und die aufwändige Arbeit in den Steillagen. Aufklärung tue daher not! Frankenwein sei ein hervorragendes Lebensmittel, aber das habe eben seinen Preis.

Ungemach vermutet Artur Steinmann, der Präsident des fränkischen Weinbauverbandes, noch von einer ganz anderen Seite. In Brüssel habe sich eine Lobby zusammengefunden, die dem Alkohol den Kampf angesagt habe. „Ich habe die große Sorge, dass wir dieses tolle Genussmittel Wein schlechtreden“, sagte er. Am Ende wären wir alle ärmer!

Als erklärter Liebhaber des Frankenweins betonte Bezirkstagspräsident Funk, es ärgere ihn, wenn er mitansehen müsse, wie das edle Getränk in Discount-Läden „verramscht“ werde. Er appellierte an den gesunden Menschenverstand. Man müsse nicht alles bis zum Letzten regeln. „Lassen wir uns dieses tolle Lebensmittel nicht kaputtmachen!“, sagte Funk.

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