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Auch Rückzugsorte sind in Gefahr (12. September 2024)

Bezirkstagspräsident Funk informiert sich über Spätfolgen des Ölunfalls in der Hafenlohr

Die Fischbrutanlage zählt zu den Herzstücken der Forellenzucht „Hochspessart“ im Tal der Hafenlohr. Das Bild zeigt (von links):  Fischereifachberater Michael Kolahsa, Bezirkstagspräsident Stefan Funk und Inhaber Peter Grimm. (Foto: Mauritz)

Hafenlohr. (mm) Kaum sonst wo in unserer technisierten Welt plätschert es noch so wildromantisch talabwärts wie an der Hafenlohr im bayerischen Spessart. Das Bächlein fließt durch eine scheinbar unberührte Natur, um nach etlichen Kilometern in den Main zu münden. Und genau hier ereignete sich am 8. März ein schlimmer Unfall. Ein Kleintransporter mit Heizöl an Bord war in einer engen Kurve von der Fahrbahn abgekommen. Mindestens 500 Liter der heiklen Fracht ergossen sich in das Forellen-Gewässer. Eine Strecke von rund zehn Kilometern war betroffen. Eine mittlere Katastrophe für das Naturschutzgebiet – und für die Fischzucht „Hochspessart“, die mit dem Wasser der Hafenlohr eine ihrer Anlagen versorgt.

Ziemlich genau ein halbes Jahr später haben jetzt die Experten der Fischereifachberatung des Bezirk Unterfranken das Gewässer noch einmal unter die Lupe genommen. Dabei überprüften sie hundert Meter des kontaminierten Bachlaufs. Das Ergebnis war auch sechs Monate nach dem Unfall teilweise noch ernüchternd. Insbesondere von den seltenen Arten wie Bachneunauge oder Mühlkoppe gingen den Fachleuten kaum Exemplare ins Netz. Eigentlich sei die naturnahe Hafenlohr mit ihrem tief eingeschnittenen Tal ein Rückzugsort vieler seltener Fischarten, so Fischereifachberater Michael Kolahsa. 

Besser waren offenbar die Salmoniden mit dem Öl-Unfall zurechtgekommen, wie Kolahsa im Gespräch mit Bezirkstagspräsident Stefan Funk erläuterte, der sich die Zeit genommen hatte, sich vor Ort über den Stand der Dinge zu informieren. „Forellen, Äschen oder Saiblinge sind agiler, das heißt, sie können einer Wasserverschmutzung besser ausweichen als die Kleinfische, die sich unter Steinen verstecken“, so Kolahsa.

Auch die Fischzucht „Hochspessart“ hat den Schaden noch nicht ganz überwunden, wie deren Inhaber Peter Grimm beklagt. Tatsache war, dass seinerzeit das Ostergeschäft für seine Firma – mit einer Jahresproduktion von rund 450 Tonnen einer der großen Betrieben Süddeutschlands – praktisch ausfiel: „Wegen des chemischen Geschmacks waren die Fische unverkäuflich!“ Jetzt seien sie wieder genießbar, aber über die langfristigen Folgen für das Ökosystem lasse sich noch nichts Genaues sagen, so die Einschätzung des Firmenchefs.

Zudem plagen ihn derzeit noch ganz andere Probleme. Das Wasser in seinen Becken werde immer wärmer, wie er in den vergangenen Jahren beobachten musste. Im Sommer liege die durchschnittliche Temperatur inzwischen zwei Grad über dem Mittelwert. Schuld daran sei aber nicht der Klimawandel, sondern ein pelziger Wasserbewohner. Mit seinen Stauanlagen sorge der Biber für größere Gewässerflächen, die sich dann immer mehr erwärmen würden.

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