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Alte Häuser stecken voller Leben (1. Oktober 2024)

Bezirkstagspräsident Funk verleiht Förderpreise zur Erhaltung historischer Bausubstanz

Stolz präsentieren die Gewinner des „Förderpreis der Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“ gemeinsam mit Bezirkstagspräsident Stefan Funk ihre Auszeichnungen. (Foto: Mauritz)

Euerbach. (mm) Den mit insgesamt 150.000 Euro dotierten „Förderpreis der Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“ hat Bezirkstagspräsident Stefan Funk am Dienstag (1. Oktober) in Schloss Obbach (Landkreis Schweinfurt) an die Eigentümer der in diesem Jahr ausgezeichneten sechs Gebäude überreicht.

Den Preis teilen sich Prof. Dr. Claus Tully für die Sanierung einer Scheune und einer ehemaligen Mühle in Königsberg in Bayern (Landkreis Haßberge), Angelika und Karl Enk für die Renovierung der Alten Stadtapotheke in Miltenberg (Landkreis Miltenberg), Sonja und Rudolf Würli für ihre Investition in ein Bauernhaus beziehungsweise Wohnstallhaus in Sondheim im Grabfeld (Landkreis Rhön-Grabfeld), Prof. Dr. Andreas Schäfer für die Instandsetzung von Schloss Obbach (Landkreis Schweinfurt), die Bayernhafen GmbH & Co. KG für die Sanierung des ehemaligen Werkstattgebäudes „Kranhalle“ in Aschaffenburg (Stadt Aschaffenburg) sowie die Fraunhofer-Gesellschaft e.V. für den Umbau der ehemaligen Augenklinik in Würzburg (Stadt Würzburg).

Funk betonte in seiner Laudatio die Bedeutung historischer Bausubstanz, die „unsere Heimat unverwechselbar und zugleich einmalig“ mache. Dieses bauliche Erbe zu schützen und erlebbar zu machen, sei der Sinn des Förderpreises zur Erhaltung historischer Bausubstanz, den der Bezirk Unterfranken im Jahr 2002 ins Leben gerufen habe. Als erstaunlich bezeichnete es Funk, dass noch immer so viele Neubaugebiete ausgewiesen würden, während in den gewachsenen Ortskernen alte Häuser leer stünden. „Dabei wäre es doch viel besser, ein ungenutztes altes Gebäude zu renovieren, statt auf der grünen Wiese ein weiteres Einheits-Eigenheim zu errichten!“, sagte Funk.

Landrat Florian Töpper dankte dem Eigentümer von Schloss Obbach, Prof. Dr. Andreas Schäfer, für dessen Gastfreundschaft. Das Schloss strahle auf vielerlei Weise über die Grenzen hinaus aus, sagte der Landkreis-Chef. In diesem Zusammenhang wies Töpper ausdrücklich auch auf den Gutshof hin, der zum Schloss gehöre. In Schloss Obbach komme biologische Landwirtschaft, Denkmalpflege und Kultur zusammen, sagte Töpper.

Simone Seufert, 1. Bürgermeisterin der Gemeinde Euerbach, lobte in ihrem Grußwort das Engagement von Andreas Schäfer „als vorbildlich“. Die Bewahrung kulturellen Erbes brauche Menschen, die sich mit Herzblut dafür einsetzten. Andreas Schäfer habe sich stets als Ideengeber und Gestalter bewiesen. Schloss Obbach bezeichnete die Bürgermeisterin als ein „Aushängeschild ihrer Gemeinde mit Flair und Geschichte“.

Beispielhafte Denkmal-Sanierung

Das von Prof. Dr. Claus Tully sanierte und zum Wohnhaus umgebaute Anwesen in Königsberg sei so gesehen ein gutes Beispiel für die Belebung historischer Ortskerne. Laut einer dendrochronologischen Untersuchung handele es sich dabei um eine Scheune aus den Jahren 1562 oder 1563. Damit gehöre es zu den ältesten Bauwerken ganz Königsbergs. Funk bescheinigte der Familie Tully ein anspruchsvolles Konzept zur Revitalisierung des Gebäudes und der Umnutzung zum Wohnhaus verwirklicht zu haben. „Hierbei sei es in bemerkenswerter Weise gelungen, den Charakter der ehemaligen Scheune zu bewahren und gleichzeitig zeitgemäße und qualitätsvolle Wohnräume zu schaffen“, lobte Funk.

Besonders schützenswertes Objekt

Als ein „besonders schützenswertes Objekt in der Innenstadt Miltenbergs“ bezeichnete Funk die renovierte „Alte Stadtapotheke“.  Die heutigen Besitzer, das Apotheker-Ehepaar Angelika und Karl Enk, ließen das Gebäude aus dem Jahr 1706 sorgsam sanieren. Im September 2021 eröffneten sie das Apothekenmuseum, in dem die Geschichte dieser Apotheke, aber auch die Historie des europäischen Apothekenwesens dargestellt wird. Im Obergeschoss wurden Wohnungen nachhaltig und modern ausgebaut. Durch den Erhalt des historischen Gebäudes sei der mittelalterliche Charakter des Miltenberger Stadtkerns bestehen geblieben, lobte Funk in seiner Laudatio.

Hohe denkmalpflegerische Bedeutung

Eine besonders hohe denkmalpflegerische Bedeutung sprach die Jury dem dritten ausgezeichneten Bauwerk aufgrund seines charakteristischen Erscheinungsbildes zu. Das Wohnstallhaus in Sondheim im Grabfeld gehört zu dem südlich des Thüringer Waldes und im nordöstlichen Unterfranken verbreiteten Typus des Hochlaubenhauses. Als solches besitzt es eine Laube, die hofseitig über den Hausplatz zu betreten ist, und den typisch ländlichen Grundriss mit Stuben und Kammern zur Straßenseite hin, mittigem Flur sowie Küche und Stall nach hinten hinaus. Die Eheleute Sonja und Rudolf Würli hätten sich einen Traum erfüllt, als sie das sehr lange leerstehende Wohnhaus mit Scheune und Nebengebäude vor dem Verfall retteten, um darin ein Café zu errichten, betonte der Bezirkstagspräsident.

Gebäude mit bewegter Geschichte

Als ein „imposantes Bauwerk, das über Obbach thront und das Ortsbild prägt“, lobte Funk in seiner Laudatio das Ende des 17. Jahrhunderts errichtete und 1746/47 um einen repräsentativen Westflügel erweiterte „Schloss Obbach“. Die Freiherren von Bobenhausen verwalteten von hier aus ihre Ländereien, so Funk weiter. 1925 habe der Industrielle Georg Schäfer das Ritterschloss gekauft, das sich seither in Familienbesitz befinde, so Funk in seiner Laudatio. Im Zuge einer sorgfältig vorbereiteten Generalsanierung habe Prof. Dr. Andreas Schäfer die Anlage grundlegend renovieren lassen. Der Ostflügel könne als Wohnsitz und der Westflügel als Tagungszentrum genutzt werden. Die wichtigsten Maßnahmen seien bereits abgeschlossen: das Dach- und Tragwerk des Bauwerks sei instandgesetzt, die Dacheindeckung erneuert und die Fassaden restauriert worden.

Von der Werkshalle zum Konferenzzentrum

Die Bayernhafen GmbH & Co. KG wurde für den Umbau des ehemaligen Werkstattgebäudes „Kranhalle“ zu einem Konferenz- und Veranstaltungszentrum mit dem Museumspreis des Bezirks ausgezeichnet. Wie Funk in seiner Laudatio hervorhob, sei die einstige Kranhalle „ein bedeutendes, aussagekräftiges Zeugnis der Transport- und Industriegeschichte am Bayerischen Untermain“. Als die Verwaltungszentrale des Hafens auf das Gelände des ehemaligen Hafenbahn-Betriebswerks verlegt wurde, verlor die „Kranhalle“ ihren ursprünglichen Zweck und wurde in einen Neubaukomplex integriert und zu einem Konferenz- und Veranstaltungszentrum umgebaut. Im Innern wurden die prägenden Ausstattungselemente wie Krananlage, Brücke oder Laufkatze erhalten und in die Raumgestaltung integriert.

Moderne Forschung in historischem Gebäude

Ab 1974 sei die ehemalige Augenklinik in Würzburg weitgehend leer gestanden, sagte Funk an die Adresse der Zuhörer. Um die Jahrtausendwende sei dann das Lehrsaalgebäude saniert und im Untergeschoss eine kleine Mensa eingebaut worden. 2020 sei schließlich der Umbau der alten Augenklinik für das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung und hier die Erstausstattung für das Translationszentrum Regenerative Therapien und das Zentrum Stammzellenprozesstechnik genehmigt worden. Funk: „Jetzt wird an diesem historischen Ort auf höchstem Niveau wieder geforscht.“ Die Labore und Büros seien sorgsam und in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege ausgebaut worden. So sei der Charme des repräsentativen Treppenhauses und die hiervon abzweigenden Erschließungsflure erhalten worden. „Gestern, heute und morgen bilden hier einen wunderbaren Dreiklang.“

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