Unterfränkische Tracht in der Bayerischen Landesausstellung 2025 (19. Mai 2025)

Die Bänderhaube aus der Sammlung Kleidungskultur des Bezirk Unterfranken in der bayerischen Landesausstellung. (Foto: Münzel)

Regensburg. (Münzel) War Ludwig I. Bayerns größter König? Dieser Frage können die Besucherinnen und Besucher der diesjährigen bayerischen Landesausstellung nachgehen, die am vergangenen Freitag im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg feierlich eröffnet wurde.

Dass auch die Region Unterfranken vertreten ist, dafür sorgt unter anderem eine Leihgabe aus dem Museumsbestand der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken. In der Ausstellung zu bestaunen ist eine Bänderhaube einer Festtagstracht aus dem Werntal, die wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts hergestellt wurde. Ihren Namen geben der aus schwarzem Moiréband gefertigten Kopfbedeckung zwei lang herabfallende Bänder, deren Enden jeweils mit einer goldenen Metall-Fransenborte besetzt sind. Die reiche Verzierung, nicht zuletzt auch mit einem sog. Haubenfleck, einer kunstvollen Verarbeitung von Pailetten, gestanzte Metallplättchen, Bouillondraht, Glassteinen und Plattstichstickerei, machen die Haube zu einem beeindruckenden Zeugnis unterfränkischer Trachtengeschichte und zu einem echten Schmuckstück der Bezirks-Sammlung.

Das Werntal, auch Schweinfurter Gau oder Geldersheimer Region genannt, ist eine der wichtigsten Trachtenregionen Unterfrankens. Es ist zumindest die räumlich größte Trachtenlandschaft in Unterfranken. Das Gebiet reicht von den Dörfern des Werntals bis Stetten kurz vor Karlstadt im Westen, den Dörfern im Kürnachtal bei Würzburg Estenfeld, Kürnach und Mühlhausen im Osten sowie den Dörfern um Schweinfurt bis in die Rhön im Norden. Charakteristisch für diese Tracht ist das spenzerartige Jackenoberteil, „Körres“ genannt, mit reich verzierten Unterärmeln und keulenartig aufgebauschten Schultern. Ein in enge Falten gezogener weiter Rock und eine Schürze aus Seide, Kunstseide oder Wollmusselin sowie Hals- und Kopftücher in verschiedenen Farbabstufungen vervollständigen die Tracht.  

Ludwigs I. Idee war es, sein Königreich, das aus Altbayern und dem erst seit wenigen Jahren neu dazugekommenen Franken und Schwaben bestand, durch symbolische Akte und nach dem Motto „Einheit in der Vielfalt“ zu einen. Ein willkommenes Mittel hierzu war ihm die Tracht: Er wünschte sich, dass jede Region in ihrer eigenen „Nationalkleidung“, also einer eigenen regionalen Tracht zu öffentlichen Veranstaltungen des Königshauses auftraten. Daher durften diese bei den Feierlichkeiten zur Hochzeit des Kronprinzen Maximilian 1842 nicht fehlen. 35 Brautpaaren aus allen Landesteilen des Königreichs waren damals nach München gekommen, um am 16. Oktober nicht nur selbst die Ehe zu schließen, sondern an einem großen Festzug durch die Stadt teilzunehmen. Bedingung war, dass die Paare und ihre Begleitungen in ortstypischen Trachten erschienen. Da es in vielen Regionen Bayerns nie eigene Trachten gab oder diese bereits seit etlichen Jahren nicht mehr getragen wurden, mussten sich die zuständigen Beamten vor Ort etwas einfallen lassen: Aus alten und neuen Kleidungsteilen wurden Trachtenensembles zusammengestellt, die teilweise bis heute als „regionaltypische Kleidung“ gelten.

Auf diesen imposanten Hochzeitszug wird in der bayerischen Landesausstellung mit Hilfe der Werntaler Bänderhaube und sieben weiteren Kopfbedeckungen aus den damaligen Landesteilen des Königreichs erinnert. Sie stehen stellvertretend für die Tracht, die 1842 zur Schau gestellt wurde. Damals wie heute spiegeln die Trachtenteile die eigene Geschichte und Kultur der bayerischen Landesteile wider.

Der Bezirk Unterfranken freut sich sehr darüber, bei der bayerischen Landesausstellung als Leihgeber zu fungieren. Ein Besuch lohnt sich – auch wegen „unserer“ Bänderhaube.

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