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„Ein Zeugnis davon, dass sie lebten“ (27. Juni 2025)

"DenkOrt Deportationen" auf 99 Gepäckstücke erweitert

Gary Katzmann spricht ganz persönliche Worte bei der Erweiterung des "DenkOrt Deportationen" (Foto: Fritsch)

New York/Würzburg. (hil) „Die Denkmäler bezeugen, dass meine Großeltern gelebt haben“, so emotional drückte Gary Katzmann seine Freude über die Eröffnung der letzten Gepäckstücke am Würzburger „DenkOrt Deportationen“ am Freitag (27. Juni) aus.

Wie wichtig Katzmann die Veranstaltung war, zeigte, dass er aus New York City nach Würzburg gereist ist, um seinen Vorfahren zu gedenken. Sie wurden Opfer des Nazi-Regimes. Sein Großvater Alfred kam in der „Reichskristallnacht“ ums Leben, als Sturmtruppen in ihr Haus eindrangen. Sein Vater, John Katzmann, konnte 1941 gerade noch rechtzeitig fliehen – seine Großmutter Sofie bekam – wegen ihres Gesundheitszustands – kein Visum für die Vereinigten Staaten von Amerika. Um den Gräueln der Shoah zu entgehen, beendete sie ihr Leben am 15. November 1941 „auf ihre eigene stille Art“, wie es ihr Enkelsohn beschrieb.

Die verlassenen Koffer, Bündel und Deckenrollen erinnerten daran, dass die Tragödien vernichteten Lebens niemals vergessen werden dürften, und dass wir die Verantwortung und das Versprechen einer besseren Welt in unseren Händen hielten, mahnte Katzmann. Sein besonderer Dank galt Benita und Michael Stolz, die die Idee für den DenkOrt hatten.

„Wir erinnern nicht, weil wir Schuld konservieren wollen – sondern weil wir wachsam bleiben müssen. Denn Antisemitismus, Rassismus und menschenverachtendes Denken sind keine Relikte der Vergangenheit“, sagte Bezirkstagpspräsident Stefan Funk. Man stehe gemeinsam an einem Ort, der nicht nur an ein furchtbares Kapitel der Geschichte erinnere, sondern der auch eine mahnende Stimme in unsere Gegenwart erhebe, so Funk. „Die kleinen Kunstwerke, die an Koffer erinnern, sind keine bloßen Objekte. Sie sind Ausdruck gelebter Erinnerungskultur – greifbar, sichtbar, dauerhaft“, betonte Funk. Die Verantwortung für „Nie wieder“ beginne bei jedem von uns, beendete Funk sein Grußwort.

Der Präsident des Zentralrats der Juden Dr. Josef Schuster ging in seiner Rede darauf ein, dass Orte wie dieser einen unverzichtbaren Beitrag zur Aufklärung über die Zeit des Nationalsozialismus beitrügen. "Es ist auch ein Ort der politischen Bildung, der demokratischen Widerstandsfähigkeit und ist genau das, was wir heute brauchen“, so Schuster.

Hintergrundinformationen zum „DenkOrt Deportationen“

Würzburg hat eine traurige Bedeutung für die ganze Region. Von hier wurde ein großer Teil der aus Unterfranken deportierten Jüdinnen und Juden abtransportiert. Zwei Bahnhöfe waren die Orte, an denen die Menschen zwischen 1941 und 1944 ihre Heimat verlassen mussten: der ehemalige kleine Güterbahnhof an der Aumühle, der sog. Aumühl-Ladehof, und der Hauptbahnhof. In Osteuropa wurden sie ermordet – nur weil sie jüdisch waren.

An diese jüdischen Bürgerinnen und Bürger erinnert die unterfränkische Gedenkstätte „DenkOrt Deportationen 1941-1944“ vor dem Hauptbahnhof. Das Besondere an ihr ist, dass sie sich als partizipatives Denkmal versteht. Und dass die Betrachter online Namen und Leben aller Deportierten und ihre Kultusgemeinden kennen lernen können.

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