„Unterfrankens Geschichte mitgeprägt“ (30. Oktober 2025)
Nach über vierzig Jahren verabschiedet sich Bezirksheimatpfleger Reder in den Ruhestand
Strahlende Gesichter zum Abschied (von links): Bezirkstagspräsident Stefan Funk, Prof. Dr. Klaus Reder und dessen Ehefrau Ruth Krimmer-Reder. (Foto: Mauritz)
Rügheim. (mm) Der ehrwürdige Schüttbau in Rügheim dürfte schon viel Denkwürdiges gesehen haben – zuletzt am vergangenen Donnerstag (30. Oktober) die Verabschiedung von Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Klaus Reder. Das historische Gebäude aus dem 16. Jahrhundert sei eng mit dem Bezirk Unterfranken und dem Wirken Klaus Reders verbunden, sagte Bezirkstagspräsident Stefan Funk in seiner Laudatio. Ungezählt seien die Symposien, Fachtagungen und Sitzungen des Bezirks, die hier schon stattgefunden haben. „Wir können nur vermuten, wie viele Entscheidungen, wie viele Weichenstellungen bei diesen Veranstaltungen gefällt wurden“, betonte Funk. Und immer hätten sie auf gewisse Weise mit Klaus Reder zu tun.
Damit habe er an der Geschichte des Bezirks mitgeschrieben. „Auch wenn Sie nun in den Ruhestand gehen, wird Ihr Name dauerhaft mit der unterfränkischen Heimatpflege verknüpft bleiben“, betonte Funk. 1999 habe er das Amt des Bezirksheimatpflegers übernommen. Zuvor habe er schon in verschiedenen Funktionen im Kulturreferat mitgearbeitet. Mit viel frischem Wind, mit enormer Energie und überragendem Sachverstand habe er die Bezirksheimatpflege zu neuen Ufern geführt. Unter seiner Ägide seien so herausragende Projekte wie der Förderpreis historische Bausubstanz, der Kulturpreis des Bezirks, die Kultur-Ehrenbriefe oder die verschiedenen Daten-Banken entstanden, mit denen die Sammlungen des Bezirks einem – wenn man so wolle – weltweiten Publikum zur Verfügung stünden.
Funk erinnerte auch daran, dass in Reders Amtszeit die Geburtsstunden der Popularmusik-Förderung, des Johanna-Stahl-Zentrums oder der Bau des Museums-Depots in Aschach fielen. „Klaus Reder hat neue Techniken eingeführt und neue Schwerpunkte gesetzt – immer zum Wohl der Kunstschaffenden, den Musikerinnen und Musikern, der Museums-Landschaft, den Trachten-Vereinen, den Theatern, den Lyrikern und Schriftstellern, den Heimatforschern und allen, denen unsere Heimat und unsere Kultur am Herzen liegt“, lobte Funk.
Die Laudatio auf Klaus Reder hielt der frühere Kultusminister beziehungsweise Wissenschaftsminister und jetzige Antisemitismus-Beauftragte der Staatsregierung Dr. Ludwig Spaenle. Als „Südlicht“ fühle er sich sehr geehrt, eine Lobrede auf den scheidenden Heimatpfleger im nördlichsten Bezirk halten zu dürfen, betonte er. Mit Blick auf seine aus Unterfranken stammende Ehefrau fügte er noch rasch hinzu, was nach seiner Auffassung Altbayern von Nordbayern unterscheide: „Oberbayern hat die Alpen, Unterfranken den Horizont.“
Hinzu komme die frühere Nähe zur damaligen DDR. Das habe vielleicht zum besonderen Bezug zur Heimat beigetragen. Reder habe sich ein Berufsleben lang der Heimat gewidmet, sagte Spaenle. „Heimat gibt Orientierung in Raum und Zeit – und darüber hinaus!“ In der kirchlichen Gemeinschaft Sant’Egidio habe Reder dann noch eine zweite Heimat gefunden. Spaenle sah darin Reders Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen für andere, denen man die Heimat genommen habe. Dies gelte auch ganz besonders für die Pflege des jüdischen Erbes. Nach dem Ende des furchtbaren Nazi-Regimes hätten sich die ehemaligen Mitläufer, die Parteimitglieder und die einstigen Mörder weggeduckt. So gesehen, habe es die oft genannte „Stunde Null“ nie gegeben. Das Gerede vom Neuanfang sei Geschichtsklitterung. Übriggeblieben seien aber die Orte, an denen sich die Verbrechen ereignet hatten.
Als langjähriger Weggefährte Reders sagte Dr. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, „wir verabschieden heute einen Menschen, der Unterfranken entscheidend mitgeprägt hat“. Reder habe dazu beigetragen, „die Spuren jüdischen Lebens nicht verblassen zu lassen“. In diesem Zusammenhang erinnerte Schuster an die 2020 vor dem Würzburger Hauptbahnhof eröffnete Gedenkstätte „DenkOrt Deportationen 1941-1944“. Hier sei ein Erzählraum entstanden, „in dem das Unfassbare spürbar werde“.
In einer sehr persönlich gehaltenen Rede sprach Prof. Dr. Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger von Oberfranken, von einer „Ehre und Last“, die die Feierstunde zu Ehren Klaus Reders für ihn bedeute: er sei stolz, hier sprechen zu dürfen, aber bedrückt, jetzt Abschied von seinem langjährigen Kollegen nehmen zu müssen, sagte Dippold. Reder habe in jungen Jahren Landrat werden wollen, wusste Dippold. Daraus sei aber nichts geworden – „zum Pech manches Landkreises, zum Glück für den Bezirk". Reder kenne alle, die wichtig seien. „Und die, die er nicht kennt, sind nicht wichtig.“ An die Adresse des scheidenden Heimatpflegers sagte Dippold: „Lieber Klaus, es war mir eine Auszeichnung neben dir und mit dir zu arbeiten!“
Das Lob höre man gerne, gab Klaus Reder in seiner Dankesrede zu. Er wisse aber auch um seine Schwächen. So sei er bisweilen ungeduldig, er habe nur Wichtiges protokolliert und sei seinen Kollegen oft auf die Nerven gegangen. Für diese Unzulänglichkeiten bitte er um Nachsicht. Zugleich dankte er der Politik, der Verwaltung und allen Weggefährten für all die Jahre.
Bleibt die Frage, was man einem Heimatpfleger nach über vierzig erfolgreichen Berufsjahren beim Bezirk Unterfranken zum Abschied schenkt? Von Bezirkstagspräsident Stefan Funk erhielt er eine so genannte Aschach-Vase, eine exklusive Keramik, die der Bezirk nur zu besonderen Anlässen verschenkt. Reder habe immer wieder Brücken geschlagen, sagte Funk – vom Traditionellen zum Neuen. In diesem Sinne hatte das Gesangs-Duo „Famos“, bestehend aus Conny Morath und Stephan Schmitt, die Festgemeinschaft schon zu Beginn mit dem Simon-and-Garfunkel-Song „Bridge over Troubled Water!“ eingestimmt.
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