Arbeitskreis „Landjuden“ tagt im Johanna-Stahl-Zentrum (13. September 2013)
Wanderausstellung zum Landjudentum
Der Arbeitskreis Landjuden traf sich am 9. September im Johanna-Stahl-Zentrum mitten in der Ausstellung „jung – jüdisch – unerwünscht“ (Foto: Katharina Kraus)
Würzburg. (ries) Der Raum Unterfranken zählt zu den Regionen in Deutschland, in denen sich jüdisches Leben über Jahrhunderte nur in Kleinstädten und auf dem Land entfalten konnte. Dem trägt seit 2009 der Arbeitskreis „Landjuden“ Rechnung, auf dessen Initiative auch das Kooperationsprojekt „Landjudentum in Unterfranken“ zurückgeht. Es wird durch die EU, den Bezirk Unterfranken, alle Landkreise und zwei kreisfreie Städte finanziert.
Regelmäßig trifft sich der Arbeitskreis an unterschiedlichen Orten im Bezirk und widmet sich dabei momentan vor allem dem Fortgang des Landjudenprojekts. Am 9. September war er im Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken in Würzburg zu Gast (www.johanna-stahl-zentrum.de).
Vor Beginn der Sitzung führte Dr. Rotraud Ries als Leiterin des Zentrums die Gäste durch die aktuelle Sonderausstellung „jung – jüdisch – unerwünscht. Jüdische Kinder und Jugendliche aus Unterfranken zwischen 1920 und 1950“. Sie wird nur noch bis zum 13. Oktober zu sehen sein. Das Interesse war rege, fast alle Teilnehmer der Sitzung nahmen an der Führung teil.
In seiner Sitzung befasste sich der Arbeitskreis dann vor allem mit der Wanderausstellung, die im Rahmen des Landjudenprojekts derzeit vorbereitet wird. Sie wird an ihrer ersten Station vom 15. bis 23. Oktober 2013 im Landratsamt Würzburg gezeigt und danach in allen Landkreisen, in einer Einrichtung des Bezirk Unterfranken sowie in den Städten Würzburg und Schweinfurt zu sehen sein.
Zum ersten Mal kommt bei der Ausstellung die Vernetzung und Kooperation zwischen den Heimatforschern, die sich mit der jüdischen Geschichte ihrer Region oder ihres Ortes befassen, und den professionellen Historikern und Judaisten im Johanna-Stahl-Zentrum bzw. im Projekt zum Tragen. Gemeinsam wurde ein Konzept entwickelt, das die Geschichte der (Land-)Juden in Unterfranken vom Mittelalter bis heute vorstellt und dabei alle Regionen des Landes berücksichtigt. Für jeden Landkreis haben die lokalen Forscher Informationen und Medien zusammen getragen, die die Grundlage der Tafeln darstellen und beispielhaft einem der Themen gewidmet sind, die für die jüdische Geschichte der Region und darüber hinaus von Bedeutung sind.
Dieses Konzept stellten die Projektkoordinatorin Rebekka Denz und für das Johanna-Stahl-Zentrum Rotraud Ries den zahlreichen Teilnehmern an der Sitzung vor. Auf seiner Grundlage haben sie die Texte der Ausstellungstafeln verfasst und die Auswahl der Medien getroffen. In einem zweiten Schritt präsentierten sie die Gestaltung der Wanderausstellung und gingen anhand von Beispielen auf einige Inhalte ein. Schließlich kam der organisatorische Ablauf zur Sprache. Jeder Landkreis bekommt ein Zeitfenster, um unter der Führung des jeweiligen Landratsamtes die Ausstellung an einem oder mehreren Standorten zu zeigen. Dafür werden eigens je zwei Tafeln zur jüdischen Geschichte in dem jeweiligen Landkreis vorbereitet und Werbematerialien zur Verfügung gestellt. Zur Ausstellung erscheint eine 48-seitige Broschüre, die kostenlos an die Besucher abgegeben wird.
Im dritten Teil der Sitzung stellte Oded Zingher das Datenbankprojekt „Juden in Unterfranken“ vor, das sich zum Ziel gesetzt hat, die biographischen Informationen der unterfränkischen Juden zu erheben, diese über die Verwandtschaftsbeziehungen miteinander zu vernetzen und weitere Informationen damit zu verknüpfen (www.landjudentum-unterfranken.de/datenbank-juden-unterfranken). Die Chancen dieses Projekts sind bemerkenswert, weil hier eine umfassende, ortsübergreifende Informationsplattform entsteht. Sie bedarf aber noch vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter für die Dateneingabe, wofür Oded Zingher und Rotraud Ries eindrücklich warben.
In Vorfreude und gespannter Erwartung auf die kommende Wanderausstellung endete die Sitzung.
