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Von Mühlrädern und Mäandern (21. August 2014)


Sommertour mit Fischereifachberatung führt Bezirkstagspräsident Dotzel an die Wern


Erst seit ein paar wenigen Monaten fließt die Wern bei Geldersheim wieder in einem naturnahen Flussbett. Von einem kleinen Brückchen aus begutachten (von links) der Chef des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen, Leonhard Rosentritt, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Fischereifachberater Dr. Wolfgang Silkenat das Projekt. (Foto: Mauritz)

 

Geldersheim. (mm) Gemächlich windet sich die Wern an Geldersheim (Landkreis Schweinfurt) vorbei. Der kleine Fluss hat es offensichtlich nicht eilig auf seinem Weg nach Wernfeld, wo er in den Main mündet. Nur die frische Erde links und rechts des Ufers lässt darauf schließen, dass sich das Gewässer die ungezählten Mäander nicht selbst gegraben hat. „Früher war die Wern hier schnurgerade“, bestätigt Leonhard Rosentritt, Chef des Wasserwirtschaftsamtes in Bad Kissingen. Erst vor ein paar Monaten hätten Bagger für die neue Linienführung gesorgt, sagt er. Auf insgesamt drei Kilometern fließe die Wern nun wieder in einem naturnahen Flussbett, ein weiterer Kilometer Renaturierung sei geplant.

Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel informierte sich auf seiner diesjährigen Sommertour mit der Fischereifachberatung über die ökologische Situation an der Wern. Der einst muntere Flusslauf wurde unterhalb Schweinfurts in den 1930er-Jahren vom so genannten Reichsarbeitsdienst mit Schaufel und Spaten begradigt. Damit wollte man damals zusätzliche landwirtschaftliche Flächen gewinnen. Heute hat man eher die ökologischen Belange im Blick.

Zum Beispiel in der Nähe von Mühlhausen, ein kleines Stück wernabwärts, wo sich eine der drei Probestellen befindet, an denen die Fischereifachberatung regelmäßig den Fischbestand überprüft. Beim so genannten Elektrofischen werden die Schuppenträger mit einem kleinen Stromimpuls kurz angelockt und statistisch erfasst. „Man sieht, dass der Fluss eigentlich recht fischreich ist, aber es fehlen zum Beispiel bestimmte Arten wir die Forelle“, erläutert Fischereifachberater Dr. Wolfgang Silkenat das Ergebnis der aktuellen Erhebung.

Währenddessen ziehen seine drei Mitarbeiter das kleine Boot, auf dem sich ein Stromaggregat befindet, weiter den Fluss hinauf. Einer von ihnen führt einen elektrischen Kescher am Ufer entlang und stochert unter Steinen herum, wo sich Barben, Brachsen, Aale, Äschen, Rotaugen, Schleie oder andere für die Forellenregion typische Fischarten verstecken könnten. Der Dritte trägt alles feinsäuberlich in eine Kladde ein. Die Bestandsaufnahme werde im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie durchgeführt, so Silkenat, weil Fische wichtige Zeigerorganismen seien, anhand derer sich ein Gewässer ökologisch bewerten lasse.

Dass die Wern in fischereilicher Hinsicht kein optimales Gewässer ist, machte auch Peter Komenda deutlich. Der Vorsitzende der für die Bewirtschaftung zuständigen Hegefischereigenossenschaft klagte nicht zuletzt über die zahlreichen Wehre entlang des Flusses. Im Schnitt werde die Wern etwa alle zwei Kilometer aufgestaut. Das Fließgewässer werde von den Wehren förmlich durchschnitten, und den Fischen sei damit eine Laichwanderung kaum noch möglich. Die Fischtreppen würden das Problem nur bedingt lösen, erklärte Komenda. Einen Unterschied mache es aber, ob das Wasser ein Mühlrad oder eine Turbine antreibe, so Komenda weiter. In einer Turbine würden die Fische regelrecht zerhackt, aus einem Mühlrad könnten achtzig bis neunzig Prozent der Fische unbeschadet entkommen.

Von alledem ist an der Wern bei Geldersheim nichts zu spüren. Das weite Schweinfurter Becken breitet sich an beiden Seiten des Ufers aus, und die ungezählten Mäander erwecken den Eindruck, als wolle der Fluss möglichst lange in dieser Landschaft verweilen. Aber nicht nur wegen der Wasserqualität ist WWA-Chef Rosentritt zufrieden mit dem Projekt, dessen Anfänge ins Jahr 1996 zurückreichen: „Wir haben hier eine Retentionsfläche von mehr als 50.000 Kubikmetern geschaffen.“ Bei künftigen Hochwässern wird sich das auszahlen.

Noch fehlt es ein wenig an natürlichem Bewuchs. „Die Gehölze kommen ganz von allein“, gibt sich Bezirkstagspräsident Dotzel optimistisch. Und auch der Flusslauf werde sich noch ändern. „Das Gewässer kann’s besser als der beste Wasserbauer“, so Dotzel. Entscheidend sei es, die Voraussetzungen zu schaffen, damit sich die Natur wieder entwickeln könne.
 

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