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Preis für eine „beeindruckende Schaffens-Bilanz“ (23. Oktober 2015)

 

Druckgrafiker und Maler Gunter Ullrich mit Kulturpreis des Bezirk Unterfranken gewürdigt


Sichtlich gerührt nahm der Aschaffenburger Druckgrafiker und Maler Gunter Ullrich den Kultur-Preis des Bezirk Unterfranken entgegen. Das Bild zeigt den Preisträger zusammen mit Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel. (Foto: Mauritz)
 

Aschaffenburg. (mm) Mit dem Kulturpreis des Bezirk Unterfranken ist am gestrigen Donnerstag (22. Oktober) der Aschaffenburger Druckgrafiker und Maler Gunter Ullrich ausgezeichnet worden. Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel lobte in seiner Ansprache „die beeindruckende Schaffens-Bilanz“ des Preisträgers. Heimat bestehe nicht nur aus vertrauten oder vertraut gewordenen Städten und Landschaften, sagte Dotzel. „Sie besteht auch aus dem, was die Menschen mit ihrer Kreativität, ihrem Kunstsinn und ihrer Phantasie daraus machen!“ Deshalb sei es wichtig, Kultur und diejenigen, die Kultur schaffen, zu würdigen.

In der von Werner Kiesel, dem Sprecher der Aschaffenburger Künstler im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK), sehr eindrucksvoll vorgetragenen und von Dr. Thomas Richter, dem Direktor der Museen der Stadt Aschaffenburg, verfassten Laudatio wurde nicht zuletzt das gesellschaftliche Engagement Gunter Ullrichs in den Vordergrund gerückt: „Ohne ihn keine Kunsthalle Jesuitenkirche in Aschaffenburg“, sagte Kiesel, der für den erkrankten Thomas Richter kurzfristig als Redner eingesprungen war. Gunter Ullrich sei ein „nimmermüder Experimentator“ – „wie nur wenige produktiv, hat er in der langen Tradition der graphischen Künste Neues geschaffen und neue Wege ausprobiert“, lobte Kiesel.

„Selten spielt ein Künstler über so lange Zeit eine so zentrale Rolle in einer Stadt“, bescheinigte Werner Kiesel dem neuen Kulturpreis-Träger. Gunter Ullrich sei eine „Institution in Aschaffenburg“ und „diesseits wie jenseits des Spessarts außerordentlich bekannt und geschätzt“. In seinem Rückblick auf Ullrichs Werdegang maß Werner Kiesel den traumatischen Kriegs-Erlebnissen große Bedeutung zu: „Gunter Ullrich überlebte den Zweiten Weltkrieg nicht ohne am eigenen Leib dessen Schrecken zu erfahren. Auf dem Rückzug sah er als junger Soldat seine untergegangene Heimatstadt Würzburg unmittelbar nach ihrer Zerstörung.“

Ein besonders herzliches Lob galt in der Laudatio der Arbeit Ullrichs als Kunsterzieher an einem Aschaffenburger Gymnasium. Es sei beeindruckend, „wie viele ehemalige Schüler aber auch schlicht Freunde seiner Kunst sich bis heute auf Gunter Ullrich als Vorbild berufen“, sagte Kiesel. Er habe bei vielen das Bewusstsein geschaffen, „dass das, was um sie herum geschah, auch in ihrer Verantwortung lag“.

Zu den ersten Gratulanten gehörte Oberbürgermeister Klaus Herzog, der sich bei dieser Gelegenheit dafür bedankte, dass Gunter Ullrich im Jahr 2014 einen großen Teil seines druckgraphischen Werkes in der nichtselbstständigen „Gunter-Ullrich-Stiftung“ der Stadt Aschaffenburg überlassen habe. Sein Dank gelte dem Künstler und Pädagogen, sagte Herzog.

Virtuos umrahmt wurde die Feierstunde im Bachsaal des Gemeindehauses der Evangelischen Christuskirche in Aschaffenburg von dem jungen Akkordeon-Spieler Haoyang Zhang. Als Eröffnungsstück hatte Zhang ein Werk gewählt, das der 1972 verstorbene Wolfgang Jacobi, der Schwiegervater Gunter Ullrichs, komponiert hatte.

Der Kulturpreis des Bezirk Unterfranken wurde 1984 gestiftet und erstmals im Jahr 1985 vergeben. Die beiden ersten Kulturpreisträger waren Prof. Otto Meyer und Heinrich Söller. Der Kulturpreis soll mindestens einmal in jeder Wahlperiode des Bezirkstags, höchstens jedoch im Abstand von zwei Jahren verliehen werden. In der vergangenen Wahlperiode von 2008 bis 2013 wurde der Kulturpreis dreimal vergeben, nämlich im Jahr 2009 an Curd Lessig, im Jahr 2011 an Heinz Altschäffel und 2013 an Jürgen Lenssen. In dieser, bis 2018 dauernden Wahlperiode wurde der unterfränkische Kulturpreis zum ersten Mal vergeben.

Der am 7. April 1925 in Würzburg geborene Gunter Ullrich beschäftigt sich hauptsächlich mit Druckgrafiken und Aquarellmalerei und lebt in Aschaffenburg. Nach dem Abitur 1942 wurde Ullrich zur Wehrmacht eingezogen. 1945 geriet er in Frankreich in Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg studierte er von 1948 bis 1951 an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Anton Marxmüller. Nach dem Staatsexamen wirkte er ab 1952 bis zu seinem Ruhestand 1984 als Kunsterzieher an der Oberrealschule für Jungen, dem heutigen Friedrich-Dessauer-Gymnasium in Aschaffenburg. Ebenfalls 1952 heiratete er die Bildhauerin Ursula Jacobi, Tochter des Komponisten Wolfgang Jacobi. 2014 wurde die Gunter-Ullrich-Stiftung in der Verwaltung der Stadt Aschaffenburg gegründet. Werke von Gunter Ullrich sind unter anderem zu sehen im Aschaffenburger Schlossmuseum und in der Kunsthalle Jesuitenkirche.

 

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