Bezirk mit Abstand größter Kulturförderer in Unterfranken (16. Februar 2017)
Bezirkstag verabschiedet Stiftungs-Haushalt: Volumen von mehr als 9,32 Millionen Euro
Zu den Schwerpunkten der bezirklichen Kultur-Förderung zählt auch in diesem Jahr der Museumsbereich. In Schloss Aschach betreibt der Bezirk Unterfranken drei bedeutende Museen.
Würzburg. (mm) Trotz der schwierigen Lage auf den Finanzmärkten und der anhaltenden Niedrigzinsphase kann die Unterfränkische Kulturstiftung auch in diesem Jahr ihre so genannten Zweckausgaben erneut steigern – nach einem Plus von 3,1 Prozent im Vorjahr um 1,8 Prozent in 2017. Damit stehen den Kulturschaffenden rund 8,25 Millionen Euro zur Verfügung. Insgesamt sieht der Haushalt der Unterfränkischen Kulturstiftung, den der Bezirkstag von Unterfranken am heutigen Donnerstag (16. Februar) einstimmig beschlossen hat, ein Volumen von mehr als 9,32 Millionen Euro vor. Damit ist der Bezirk auch in diesem Jahr der mit Abstand größte Kulturförderer in der Region.
Der Stiftungshaushalt fördere Bewährtes, reagiere auf Aktuelles und sichere die Kulturförderung der Zukunft, erklärte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel zu Beginn der Haushaltsdebatte. Zu den Schwerpunkten der bezirklichen Kulturförderung zählte er den Museumsbereich: rund 884.500 Euro fließen beispielsweise in den Zweckverband Fränkisches Freilandmuseum Fladungen, 1,73 Millionen Euro gehen an die Museen Schloss Aschach. Zu den größten Posten im unterfränkischen Kulturhaushalt zählt mit insgesamt 1,12 Millionen Euro ferner die Denkmalpflege, bei der es nicht zuletzt darum gehe, jungen Familien zu helfen, „um dadurch die historischen Ortskerne zu revitalisieren“. Mit rund 769.000 Euro wird die Musikpflege gefördert, und über knapp 727.000 Euro können sich die unterfränkischen Theater freuen.
Sichtlich zufrieden wies Bezirks-Kämmerer Rainer Klingert auf die Verzinsung der Kapitalerträge hin. Spontane Zustimmung ernteten Klingert und Finanzreferatsleiter Andreas Polst für „den durchschnittlichen Ertrag von 3,64 Prozent“, der keinen Vergleich zu scheuen brauche, wie Klingert feststellte. Die unmittelbar nach der Finanzkrise gewählte Anlagestrategie, nämlich auf einlagengesicherten, festverzinslichen Wertpapieren mit längeren Laufzeiten zu setzen, habe sich als richtig erwiesen. Nichtsdestotrotz sei die Lage auf den Finanzmärkten nach wie vor von großen Unsicherheiten gekennzeichnet. Zu den größten finanziellen Herausforderungen dieses Jahres rechnete Klingert die Neukonzeption des Graf-Luxburg-Museums in Schloss Aschach. Dieser „finanzielle Kraftakt“ könne nur bewältigt werden, weil entsprechende Fördermittel zu erwarten seien, weil nach der Verstaatlichung des Mainfränkischen Museums die Zweckverbandsumlage wegfalle und weil rückläufige Vermögenserträge durch eine erhöhte Rücklagenentnahme ausgeglichen werden könnten.
Für ihr erfolgreiches Finanzmanagement ernteten Kämmerer Klingert und Finanzreferat-Leiter Polst, die beide federführend die Anlage des Stiftungskapitals verantworten, Lob von allen Seiten. So betonte Dr. Peter Motsch im Namen der CSU- Fraktion die „sehr kluge und erfolgreiche Anlagestrategie der Kämmerei“. Im Rückblick auf das vergangene Jahr wies er auf die Auflösung des Zweckverbandes für das Mainfränkische Museum hin, womit die Verbandsumlage von 657.100 Euro weggefallen sei. „Die Übernahme des Mainfränkischen Museums in die Trägerschaft des Freistaats hat viele Gewinner“, sagte Motsch. Dazu zählte er unter anderem „unsere eigene Kulturarbeit“.
Auch SPD-Fraktionsvorsitzende Marion Schäfer-Blake zeigte sich „froh und stolz“ über die Finanzlage der Kulturstiftung. „Eine solche Verzinsung gibt es sonst gar nicht“, sagte sie. Darüber sei ihre Fraktion zu recht dankbar. Sorge machte ihr allerdings die Aussicht, dass die Rücklagen im Haushaltsjahr 2022 eventuell aufgezehrt sein könnten, falls die Niedrigzinsphase bis dahin anhalte. Vorläufig ist geplant, die rückläufigen Vermögenserträge über höhere Rücklagenentnahmen zu kompensieren.
Die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Tamara Bischof, beurteilte die Lage deutlich optimistischer. In der aktuellen Entwicklung sah sie „die Behauptung unserer verehrten CSU-Kollegen, die Kulturstiftungsmittel würden für die künftigen Jahre nicht mehr in dieser Höhe zur Verfügung stehen, ad absurdum geführt“. Man solle den Bürgern keine Angst machen, sagte sie. Den Kulturstiftungs-Haushalt bezeichnete sie als „solide aufgestellt“. Erstaunlicherweise seien sogar höhere Zweckausgaben möglich als im Jahr 2016.
In den „Jubelgesang auf die Stiftung“ wollte Barbara Imhof (Bündnis 90/Die Grünen) nicht einstimmen. Ihre Fraktion blicke „mit Sorge auf die Zukunft“. Ein Weiter-so werde nach ihrer Auffassung nicht mehr lange möglich sein, denn die Situation der Stiftung verschlechtere sich mit jedem Jahr. Mit Blick auf weiter zurückgehende Ertragslagen forderte sie „eine Perspektiv-Debatte zur Zukunft unserer Stiftung“. Diese Debatte müsse jetzt beginnen, forderte Imhof, „denn wir stehen möglicherweise vor einschneidenden Veränderungen“.
Angelika Strobel (Die Linke) fand das derzeitige allgemeine Zinsniveau bedauerlich, freute sich aber darüber, dass in der Kulturstiftung die „Mittel zum Glück noch ausreichend“ vorhanden seien. Dadurch seien „beachtliche Leistungen für die Menschen in Unterfranken“ finanzierbar, lobte sie. Mit Blick auf die Museen Schloss Aschach forderte sie entschiedenere Werbemaßnahmen.
Für eine Neuausrichtung der Kulturpolitik plädierte auch Adelheid Zimmermann (FDP), auch wenn die finanzielle Lage „positiv wie immer“ sei. Die Kultur-Szene in Unterfranken sei „frisch und lebendig“. Der Wandel sollte aber noch besser berücksichtigt werden. Projekte mit Behinderten, mit Senioren oder mit Flüchtlingen seien entsprechend zu fördern.