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„Brücke zwischen dem Gestern und dem Heute“ (26. September 2019)

Bezirkstagspräsident Dotzel verleiht Förderpreise zur Erhaltung historischer Bausubstanz

Vor der Musikakademie in Hammelburg präsentierten die diesjährigen Gewinner des „Förderpreis der Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“ ihre Auszeichnungen. (Foto: Mauritz)

Hammelburg. (mm) Den in diesem Jahr mit insgesamt 125.000 Euro dotierten „Förderpreis der Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz“ hat Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel am gestrigen Donnerstag (26. September) in der Bayerischen Musikakademie Hammelburg (Landkreis Bad Kissingen) an die Eigentümer der in diesem Jahr ausgezeichneten fünf Gebäude überreicht. Den Preis teilen sich Dr. Christine Moore für die Sanierung des ehemaligen „Alten Forsthauses“ in Wiesen (Landkreis Aschaffenburg), Claudia und Edgar Sitzmann für die Renovierung eines Bauernhauses in Pfaffenhausen, einem Ortsteil von Hammelburg (Landkreis Bad Kissingen), Martin Brändlein für die Instandsetzung des ehemaligen Schul- und Rathauses in Obervolkach, einem Stadtteil von Volkach (Landkreis Kitzingen), Bettina und Oliver Scherbaum für die Sanierung eines Wohnhauses in Zellingen (Landkreis Main-Spessart) sowie Beatrice Guttenberger für Wiederherstellung der ehemaligen Ratsapotheke in Ochsenfurt (Landkreis Würzburg). Die Jury hatte auch über einen Vorschlag der Stadt Schweinfurt zu entscheiden, ein Ensemble von vier Bürgerhäusern auszuzeichnen und das Preisgeld in diesem Fall zu dritteln. Dies hatte das Preisgericht allerdings abgelehnt und stattdessen empfohlen, einen neuen Vorschlag einzureichen und die Preisverleihung für das Schweinfurter Objekt auf das kommende Jahr zu verschieben.

In seiner Laudatio zitierte Dotzel den italienischen Star-Architekten Renzo Piano, wonach Architektur „eine Brücke zwischen Erde und Luft“ sei. Aber Architektur sei auch eine Brücke zwischen dem Gestern und dem Heute, sagte der Bezirkstagspräsident. Die Eigentümer jener Gebäude, die mit dem Förderpreis zur Erhaltung historischer Bausubstanz gewürdigt werden, hätten diese Bedeutung „für uns und für die Generationen, die nach uns kommen“, erkannt. Dem Bezirk Unterfranken liege die Erhaltung historischer Bausubstanz sehr am Herzen. Seit 2002 werde daher der Förderpreis ausgelobt. Jedes Jahr würden herausragende Objekte aus den neun Landkreisen und den drei kreisfreien Städten Unterfrankens mit jeweils 25.000 Euro gefördert. Der Förderpreis des Bezirks zähle damit zu den höchstdotierten Denkmalpreisen in ganz Deutschland.

Zum Alten Forsthaus in Wiesen (Landkreis Aschaffenburg) sagte Dotzel, dieser Ort sei eng mit dem Spessart und der Forstwirtschaft verbunden. Bei dem preisgekrönten Gebäude handele es sich auch in der Tat um ein altes Forsthaus. Bis 1902 habe es als Sitz des Forstamtes gedient – und zwar bis in die 1930er Jahre als Forstamtsaußenstelle. Nach der Forstreform im Jahr 2005 sei 2008 der letzte Förster ausgezogen. „Vier Jahre lang stand das Gebäude leer. 2012 wurde das alte Forsthaus in die Denkmalliste aufgenommen und damit – buchstäblich im letzten Augenblick – der Abbruch verhindert“, so Dotzel. Schließlich habe die Familie Moore die Immobilie gekauft. Das historische Forsthaus werde nach der Renovierung nun wieder genutzt und auf diesem Weg den nachfolgenden Generationen erhalten.

Als ein weiteres, wunderschönes Gebäude, das der Nachwelt erhalten werden konnte, bezeichnete der Bezirkstagspräsident das Bauernhaus in der Dorfmitte Pfaffenhausens im Landkreis Bad Kissingen. „Zusammen mit den historischen Nebengebäuden bildet es eine typisch fränkische Hofanlage.“ Weil es mehr als vierzig Jahre leer stand, seien wesentliche Teile der historischen Bausubstanz und der Ausstattung des frühen 19. Jahrhunderts sowie die letzte Fassung der Stuben um 1900 erhalten geblieben. Seit dem Jahr 2014 werde das Gebäude nun instandgesetzt, mit zeitgemäßen Installationen versehen und energetisch optimiert.

Das nächste, preisgekrönte Gebäude, ein ehemaliges Schul- und Rathaus in Obervolkach (Landkreis Kitzingen), repräsentiere laut dem Urteil der Jury „den Stolz der Obervolkacher Bürger und die aufstrebende Situation der Gemeinde“. Nachdem Martin Brändlein das Anwesen 2007 gekauft habe, wurde es vom neuen Eigentümer und dessen Vater grundlegend restauriert und technisch ertüchtigt, erläuterte Dotzel. Martin Brändlein habe von Anfang an größten Wert darauf gelegt, den Originalzustand zu erhalten. Die Jury befand dazu: „Das restaurierte Gebäude leistet einen Beitrag zur Innenentwicklung des Ortes. Die Maßnahme stärkt darüber hinaus den ländlichen Raum und dient der Identifikation der Bürger mit ihrem Ort“, wie Dotzel sagte.

Mitten in Zellingen (Landkreis Main-Spessart) befinde sich der nächste preisgekrönte Bau, sagte Dotzel weiter. „Das prächtige Profangebäude im Ortskern besitzt auf Grund seines zentralen Standortes besondere Vorbildfunktion für weitere private Sanierungsmaßnahmen an denkmalgeschützten Gebäuden in Zellingen und Umgebung“, so das Urteil der Jury. Das zweigeschossige Wohnhaus mit vorkragendem, verputztem Fachwerkobergeschoss über einem Kellersockel aus dem 18. Jahrhundert wurde um 1854 erweitert. In den 1950/60er Jahren sei eine wenig denkmalgerechte Überformung des Inneren erfolgt. Im Mai 2014 habe die Instandsetzungsarbeit mit einer Sanierung des Daches und der Fachwerkwände begonnen. Den Abschluss hätten im November 2015 die Außenputzarbeiten, die Innenausbauten und die Installationsarbeiten gebildet.

Auch das letzte Anwesen, das Erwin Dotzel auszeichnete, steht in einer prominenten, städtebaulichen Lage: die Ratsapotheke in der Hauptstraße 31 in Ochsenfurt. Der im Kern spätmittelalterliche, dreigeschossige Walmdachbau bestehe aus drei Abschnitten, die vom 15. bis ins 16. Jahrhundert sukzessive nach Süden angebaut wurden. Im 18. Jahrhundert wurde der Komplex einheitlich barockisiert und verputzt. Im frühen 20. Jahrhundert mussten nach einem Brandschaden die Dachwerke erneuert werden. Wegen gravierender Rissbilder an der Putzhaut habe die Eigentümerin, Beatrice Guttenberger, einen denkmalerfahrenen Architekten beauftragt, der mit einem Team die Schäden analysiert und eine zimmermannsmäßige Sanierung der Konstruktion durchführt habe. „Ochsenfurt hat ein Schmuckstück seiner spätmittelalterlichen Stadtgeschichte erhalten“, so das Urteil des Bezirkstagspräsidenten.

Landrat Thomas Bold (Landkreis Bad Kissingen) dankte in seinem anschließenden Grußwort dem Bezirk – sowohl für die Unterstützung der Musikakademie, als auch für den Förderpreis zur Erhaltung historischer Bausubstanz. Dies sei „ein Zeichen dafür, welche Bedeutung der Denkmalschutz hat“, sagte Bold. Bauherren erlebten auf diesem Weg „die Wertschätzung der Öffentlichen Hand“. Eine Sanierung bedeute viel mehr Arbeit und Aufwand als ein Neubau auf der Grünen Wiese. Wer sich auf den Erhalt historischer Bausubstanz einlasse, der brauche „Liebe zum Objekt und Mut zum Risiko“, so der Landkreis-Chef. Aber als Lohn stünden am Ende Ortskerne „in neuer Blüte“!

Auch Bürgermeister Armin Warmuth (Stadt Hammelburg) sprach vom „Abenteuer Altbau“. Umso bemerkenswerter sei das Engagement, mit dem viele Eigentümer historischer Gebäude diese Herausforderung annähmen. Damit werde „ein Stück Heimat“ bewahrt.

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