Förderpreis Jahr 2018
Förderpreis der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken
zur Erhaltung historischer Bausubstanz 2018
Landkreis Haßberge
Objekt:
Bauernhof, Dreiseitanlage, Kahlkopf 4, Hofheim, OT Rügheim
Flurstücksnr.: 80
Eintrag in die Denkmalliste: Bauernhof; Dreiseitanlage, zweigeschossiges und giebelständiges Fachwerkhaus auf Sockel mit traufseitiger Erdgeschosslaube und Halbwalmdach und Fußwalm, bez. 1810; Nebengebäude, eingeschossige Fachwerkbauten mit Satteldach, 1. Hälfte 19. Jh.
Begründung und Würdigung:
Das imposante landwirtschaftliche Gehöft des 19. Jahrhunderts liegt in der Ortsmitte. Eine Besonderheit ist die nahezu vollständig erhaltene historische Ausstattung. Neben dem Wohnhaus sind Scheune und Remise als historische Nebengebäude erhalten.
Das Anwesen wurde von der jungen Familie Vierneusel mit dem Anspruch erworben, das denkmalpflegerische Juwel behutsam und detailgetreu zu sanieren und als Wohnstätte zu nutzen.
Die von Beginn an strukturierte und zielgerichtete Vorgehensweise und das vorbildliche Zusammenarbeiten zwischen den Bauherren und den Behörden ermöglichte die erfolgreiche Umsetzung dieses Vorzeigeprojektes.
Besonders hervorzuheben ist die Bereitschaft von Familie Vierneusel zu viel Eigenleistung bei der Sanierung. Das Anwesen ist ein Musterbeispiel denkmalpflegerischer Bestrebungen im Zusammenspiel mit dörflicher Innenentwicklung und Leerstandsmanagement.
Preisträger:
Simone und Bernd Vierneusel
Landkreis Miltenberg
Objekt:
„Templerhaus“, Marktstr. 13, Kleinwallstadt
Flurstücksnr.: 112/1
Eintrag in die Denkmalliste: Wohnhaus, sog. Templerhaus, zweigeschossiger Satteldachbau in Ecklage, Putzfassade mit Werksteinrahmungen, 1. Hälfte 19. Jh., im Kern frühgotisch mit Lanzettfenstern im Südgiebel, 2. Hälfte 13. Jh., Umbau bez. 1557.
Begründung und Würdigung:
Das hochmittelalterlichen Steinhaus steht über einem annähernd quadratischen Grundriss um 1200 oder aus dem frühen 13. Jahrhundert. In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts erfolgte der erste greifbare Umbau.
Das Gebäude wurde als Wehrbau genutzt und hatte später wohl auch sakrale Funktion, die im Zusammenhang mit der Nähe zum früheren Leichhof bzw. zur Kirche stand. Ab 1567 bis in die 1950er Jahre diente es als Wohnhaus, anschließend als Schreinerei.
Durch die Restaurierung gelang es, die noch erhaltenen Putz- und Farbflächen zu erhalten. Sie sind punktuell als „Fenster“ sichtbar gemacht. Im Obergeschoss konnte die Wanddekoration der „guten Stube“ von 1567 unter Einbindung jüngerer Bauteile wiederhergestellt werden.
Das Templerhaus gehört zu den ältesten massiven und zudem nahezu integral erhaltenen Profanbauten Mainfrankens. Die Initiative von Frau Schnabel, eine sachgerechte Restaurierung zu schultern und das Anwesen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist deshalb besonders zu würdigen.
Preisträger:
Anja und Dr. Axel Schnabel
Landkreis Rhön-Grabfeld
Objekt:
Bauernhof, Schulzengasse1, Herbstadt
Flurstücksnr.: 135
Eintrag in die Denkmalliste: Bauernhof, Wohnhaus, über Sockelgeschoss zweigeschossiges giebelständiges Halbwalmdachhaus, Sockel- und Erdgeschoss mit gequaderten Ecklisenen, Obergeschoss verputztes Fachwerk, bez. 1826; Fußgängerpforte, Torpfosten und Hofmauer mit angebautem Nebengebäude, Sandstein, um 1825, Nebengebäude eingeschossiger Fachwerkbau mit Krüppelwalmdach, 19. Jh.
Begründung und Würdigung:
Von außen fallen die im Grabfeld typische aufwendige und schöne Hoftoranlage und das Erdgeschoss aus Werkstein auf. Im Inneren haben leider einzig die Stuckdecken der Stuben noch ähnlichen Wert wie die äußeren Werksteinarbeiten.
Trotz der starker Überformungen folgten die Eigentümer der Empfehlung, die Instandsetzung des Hauses auf Grundlage einer denkmalpflegerischen Voruntersuchung zu konzipieren. Dabei konnten unter anderem zeittypische Schmuckfassungen der Stuben mit farbenfrohen Ornamenten und Schablonierungen sowie Karikaturen erfasst werden.
Das Ehepaar Wehe hat sich mit großem Einfühlungsvermögen und Verständnis einem herabgewürdigten Baudenkmal in einem von großem Leerstand geprägten Dorf angenommen und dieses mit Hilfe der Fachleute und Handwerker wieder in einen vorher nicht zu erwartenden schönen und historischen Zustand gebracht. Durch die Nutzung als Atelierhaus wird das Baudenkmal regelmäßig öffentlich zugänglich sein und für eine behutsame und zurückhaltende Denkmalpflege werben.
Preisträger:
Christine und Dr. Klaus Wehe
Landkreis Schweinfurt
Objekt:
Ehem. Stiftshof, Weiße-Turm-Str. 16, Gerolzhofen
Flurstücksnr.: 64
Eintrag in die Denkmalliste: Ehem. Stiftshof, zweigeschossiges Traufseithaus mit Fachwerkobergeschoss und Stufengiebeln, rückwärtig Treppenturm mit Haubendach, 1603
Begründung und Würdigung:
Der ehemalige Stiftshof wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört, 1603 erfolgte der Neubau unter Fürstbischof Julius Echter. Nach dessen Tod ging das Objekt in den Besitz des Hochstifts über und wurde als Centgerichtshof genutzt.
Da es sich um sein Elternhaus handelt, war es Herrn Mößlein eine Herzensangelegenheit, die Sanierung in Angriff zu nehmen. Die im Laufe der Jahrhunderte verbauten Grundrisse wurden auf die ursprünglichen Raumstrukturen zurückgeführt, wodurch nun drei attraktive Wohneinheiten entstanden sind.
Im Innenhof wurde ein jüngerer Anbau wieder entfernt, sodass der Treppenturm wieder voll zur Geltung kommt. Das schwer geschädigte Dachwerk wurde zimmermannsmäßig repariert
Mit dem Stiftshof hat das Ensemble Gerolzhofen einen weiteren Schatz wiedergewonnen, der die reiche Geschichte der Stadt bezeugt und das historische Ortsbild nachhaltig belebt.
Preisträger:
Michael Mößlein
Stadt Aschaffenburg
Objekt:
Ehem. Jesuitenkirche und Jesuitenkolleg, Pfaffengasse 22-26, Aschaffenburg
Flurstücksnr.:
Eintrag in die Denkmalliste: Ehem. Jesuitenkolleg, um einen Hof gruppierte Anlage aus massiven zwei- und dreigeschossigen Satteldachbauten, 17./18. und 19. Jh.; nach Kriegsschäden 1953 renoviert; im Hof Denkmal für Lampert von Aschaffenburg (1040-1077), ehemals von König Ludwig I. auf dem Karlsplatz errichtet.
Ehem. Jesuitenkirche (Studienkirche) Hl. Dreifaltigkeit, heute
Kunsthalle der Stadt, einschiffiger Bau mit Seitenkapellen und halbrunder Apsis, Dachreiter, 1619-21.
Begründung und Würdigung:
Die Jesuitenkirche sowie die Kollegiengebäude entstanden zwischen 1619 und 1621. 1701 bis 1704 wurden die Kollegiengebäude weiter ausgebaut, 1726/27 ein Schulgebäude ("Gymnasium") an der Pfaffengasse errichtet. Nach Auflösung des Jesuitenordens 1773 wurde das Schloss zur Residenz des Kurfürsten, das Kolleg für kurze Zeit Universität.
Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieges musste das Gymnasium abgebrochen werden, die anderen Gebäude wurden sukzessive wiederhergestellt. Die ehemalige Jesuitenkirche wird nach Wiederherstellung des Innenraums mit seinen Stuckaturen seit 1976 als Kunsthalle genutzt.
Die Umbauten zur Einrichtung des Christian Schad Museums bilden den ersten Bauabschnitt des neuen Aschaffenburger Museumsquartiers, das den Gebäudekomplex des ehemaligen Jesuitenkollegs umfasst. Um das Thema Christian Schad nach außen zu tragen, wurden der neue Aufzug und der Treppenhauserker mit Motiven des Künstlers, den sogenannten „Schadographien“, bedruckt.
Ein urbaner Treffpunkt entsteht inmitten der Aschaffenburger Altstadt. Er verbindet das historische Bauensemble mit der zeitgemäßen Nutzung eines Kunstmuseums.
Preisträgerin:
Stadt Aschaffenburg
Stadt Würzburg
Objekt:
Bürgerbräu, Frankfurter Str. 87, Würzburg
Flurstücksnr.: 493, 493/1
Eintrag in die Denkmalliste: Brauerei, Würzburger Bürgerbräu,Fabrikantenvilla, freistehender zweigeschossiger Mansardwalmdachbau mit Risaliten und Säulenaltan, Sandsteinquadermauerwerk mit Gliederungen über Kalksteinsockel, Historismus, Friedrich Buchner, 1887, Dach verändert; zugehöriger großer Park; Pförtnerhaus, eingeschossiger Flachdachbau, unverputztes Kalksteinmauerwerk mit Sandsteinrahmungen, ab 1886; Fabrikgebäude, teilweise in Formen der Neurenaissance, ab 1886 von Friedrich Buchner; Angestelltenwohnhaus, dreigeschossiger Krüppelwalmdachbau, Putzmauerwerk mit Sandsteinrahmungen, 'Schweizerhaus-Stil', ab 1886; Zierbrunnen, ehem. Springbrunnen im Grottenstil, Kalksteinsinter, Ende 19. Jh.
Begründung und Würdigung:
Das ehemalige Brauereigebäude stammt aus dem Jahr 1886. Bis 1989 wurde das Areal als Brauereigelände genutzt und dann von der Stadt Würzburg erworben. Die historischen Bauwerke sind nahezu unverändert erhalten geblieben und erfuhren nach langem Leerstand seit 2012 durch die neuen Eigentümer eine Revitalisierung als Kultur- und Kreativzentrum. Dabei blieb die denkmalgeschützte Bausubstanz weitgehend erhalten.
Historische Bauelemente Bruchsteinmauerwerk oder historische Dachbalken entwickeln dabei einzigartigen Charme. Die ehemalige Flaschenfüllerei dominiert als langgestreckter Gebäudeteil die Ansicht auf das Areal an der Frankfurter Straße. Die historischen Gewölbekeller öffnen sich mit Verglasungen zur Frankfurter Straße.
Die Entwicklung des Kultur- und Kreativzentrums ist eine intelligente und sinnvolle Nutzung des ehemaligen Brauereigeländes, bei der Stadt, private Investoren und engagierte Nutzer gemeinsam zu einem guten Gelingen beitragen und die alten Mauern mit neuem Leben füllen.
Preisträgerin:
Bürgerbräu Projektentwicklungs GmbH & Co. KG