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Ich bin mir sicher, dass wir viel voneinander lernen können (24. April 2010)

 


„Ich bin mir sicher, dass wir viel voneinander lernen können“

Bürgermeister aus dem Calvados und aus Unterfranken
erörtern „Möglichkeiten zur Stärkung des ländlichen Raums“




Reichten sich die Hand zu einer deutsch-französischen Zusammenarbeit (von links): Sylvie Lenourrichel, Vizepräsidentin des Generalrats des Calvados, Paul Chandelier, Bürgermeister von Thury-Harcourt, Generalkonsul Stéphane Visconti, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Dr. Peter Motsch, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees Unterfranken, vor der Skulptur „Helfende Hände“ im Innenhof des Bezirkstagsgebäudes.
(Foto: Mauritz) 


Würzburg. (mm) Kommunalpolitik bedeute, sich in seine eigenen Angelegenheiten einzumischen. Dies erklärte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel am gestrigen Freitag (23. April) zum Auftakt eines deutsch-französischen Bürgermeister-Seminars in Würzburg. Rund dreißig Städte- und Gemeindeoberhäupter aus dem Calvados und aus Unterfranken sowie zahlreiche Experten tagen noch bis zum heutigen Samstag (24. April), um gemeinsam „Möglichkeiten zur Stärkung des ländlichen Raums“ auszuloten. Wie sich bei dem Seminar rasch zeigte, ähneln sich viele der Probleme in den ländlichen Räumen Frankreichs und Deutschlands. Sehr unterschiedlich sind hingegen die politischen Strukturen in beiden Ländern, so dass die Möglichkeiten, „sich in seine eigenen Angelegenheiten einzumischen“, recht differenziert sind.

Kommunalpolitik sei ganz nah dran am Menschen, so Dotzel weiter. Deswegen sei er sehr glücklich über dieses deutsch-französische Seminar. „Ich bin mir sicher, dass wir viel voneinander lernen können“, sagte Dotzel. Unterfranken sei seit langem Vorreiter in Sachen deutsch-französische Beziehungen: „Kein anderer der bayerischen Bezirke kann so zahlreiche und vielfältige Aktivitäten mit französischen Partnern aufweisen wie Unterfranken.“

Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland seien rund 95 Prozent der Fläche als „ländlicher Raum“ definiert, erklärte Prof. Henrik Uterwedde, stellvertretender Direktor des Deutsch-Französischen Instituts Ludwigsburg, in seinem Einführungsvortrag. Dennoch lebe nur etwa jeder sechste Franzose beziehungsweise jeder sechste Deutsche außerhalb der Städte. Ländliche Wurzeln zu haben, spiele gerade in Frankreich für das Selbstverständnis eine große Rolle, sagte Uterwedde. Mit Blick auf das dichte Netz nichtstaatlicher Partnerschaften auf kommunaler, aber auch auf wissenschaftlicher oder wirtschaftlicher Ebene sprach Uterwedde von einer „menschlichen Infrastruktur“ der deutsch-französischen Nachbarschaft.

Paul Chandelier, Bürgermeister aus dem französischen Thury-Harcourt und Präsident des Gemeindeverbandes der normannischen Schweiz sowie Vizepräsident des Conseil Général du Calvados, führte in einem ausführlichen Referat in die Details der französischen Kommunalstrukturen ein. Trotz aller Bevölkerungs- und Flächenunterschiede verfügten alle französischen Kommunen über die gleiche Verwaltungsstruktur und über die gleichen Zuständigkeiten, erklärte Chandelier. Insgesamt sei Frankreich in 36.682 Kommunen unterteilt. Die meisten von ihnen seien relativ klein, viele hätten weniger als 1.000 Einwohner.

Über die Kommunalstruktur Bayerns referierte anschließend Erwin Dotzel, der nicht nur Bezirkstagspräsident, sondern auch Bürgermeister von Wörth am Main ist. Ganz am Rande kamen dabei noch ein paar Zahlen zur Bevölkerungsdichte zur Sprache, die viel über die Lebensweisen diesseits und jenseits des Rheins aussagen: So leben in Deutschland im Durchschnitt 230 Menschen pro Quadratkilometer, in Bayern sind es 177, in Unterfranken 156, und in Frankreich kommen nur 113 Menschen auf einen Quadratkilometer. Dotzels Resümee über die Wahrnehmung kommunaler Aufgaben und die Zuständigkeiten von Städten und Gemeinden: Starke Städte und starke Gemeinden machen erst ein starkes Land aus.

Nach so viel Theorie fuhren die Kommunalpolitiker am Nachmittag mit einem Bus zunächst nach Obbach im Landkreis Schweinfurt, um sich dort über die Interkommunalen Allianzen in Bayern am Beispiel der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal zu informieren. Anschließend ging es am späten Nachmittag weiter nach Kolitzheim. Dort sprach Robert Ruppenstein von der Unterfränkischen Überlandzentrale über „Chancen und Risiken der erneuerbaren Energien im ländlichen Raum“ und Horst Herbert, der erste Bürgermeister von Kolitzheim, über den „Einsatz der erneuerbaren Energien aus Sicht eines Bürgermeisters“.
 


 



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