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Wasserstraße oder Öko-System? (8. Juli 2023)

Der Main aus ökologischer Sicht: Eine Bootsfahrt mit der Fischereifachberatung

Touristen laufen über einen Steg

Auf ein gewaltiges Interesse stieß die Informationsfahrt der Fischereifachberatung am vergangenen Wochenende. An Bord eines Streckenbootes des Wasser- und Schifffahrtsamtes sprach Fischereifachberater Michael Kolahsa über den „Main aus ökologischer Sicht“. Am Ende der Exkursion warteten frisch zubereitete „Karpfenknusperli“ auf die rund sechzig Passagiere. (Foto: Jasmin Müller)

Karlstadt. (mm) Der Main ist einer der schönsten Flüsse Bayerns, vielleicht einer der schönsten Flüsse Deutschlands. Darin sind sich alle einig: die Binnenschiffer ebenso wie die Naturschützer, die Wassersportler und die Fischer und die Sommerfrischler sowieso. Aber durch den Bau zahlreicher Staustufen in den vergangenen Jahrzehnten wurde das Gewässer allzu sehr auf seine Funktion als Binnenwasserstraße reduziert. Die 388 Kilometer lange schiffbare Strecke beginnt bei Bamberg, noch bevor die Regnitz ihr Wasser in den Main ergießt. Seit 1992 verbindet zudem ein Kanal den Main mit der Donau. Bei so viel Infrastruktur verliert man rasch aus dem Auge, was der Main auch ist, nämlich Ökosystem und Kulturlandschaft.

Bei einer Schifffahrt von der Anlegestelle bei Karlstadt mainabwärts zeigte Fischereifachberater Michael Kolahsa am Samstag (8. Juli) den rund sechzig Passagieren eines Streckenbootes des Wasser- und Schifffahrtsamtes diesen einmaligen Lebensraum aus ökologischer Sicht. Die Bootspartie war Teil der Unterfränkischen Kulturtage, die als Kooperationsveranstaltung des Bezirks mit dem Landkreis Main-Spessart und Karlstadt Anfang Juli stattfanden.

Für 38 verschiedene Fischarten war der Main einst Lebensraum, darunter auch Lachse, Störe oder Meerforellen. Sie alle fanden ihren Weg vom Meer den noch nicht mit Staustufen verbauten Main herauf, um hier abzulaichen. Vor seinem Ausbau galt der Main als artenreichster Fluss Deutschlands. Freilich war er damals deutlich breiter, aber auch wesentlich flacher als heute. Vor allem aber fanden sich an den Seiten ungezählte Altwässer – für Fische unverzichtbar zur Fortpflanzung und als Kinderstuben für ihren Nachwuchs.

Von den ursprünglich im Main heimischen Fischarten finden sich heute noch 26. Allerdings sind in den vergangenen Jahrzehnten aus unterfränkischer Sicht elf „Exoten“ dazugekommen, die es früher im Main nicht gab – zum Beispiel so begehrte Speisefische wie Waller und Zander, aber auch Schwarzmeergrundeln und Sonnenbarsche, die zusammen mit den Frachtschiffen über den Main-Donau-Kanal nach Unterfranken gelangten. Seit auf dem Main Schiffe nicht mehr getreidelt werden, sind die Flussufer bewachsen, das Flussbett aber dauerhaft auf eine Tiefe von mindestens 2,90 Meter ausgebaggert. „Auf der Gewässeroberfläche scheint alles hui zu sein“, betonte Michael Kolahsa, aber darunter sei vieles pfui!

Einst stand bei Betrachtung der Gewässer der Nahrungserwerb im Vordergrund, heute gehe es den Fischern sehr viel mehr um den Schutz von Natur und Umwelt, erläuterte der Fisch-Experte des Bezirks seine Aufgaben. Auch die Fischereifachberatung des Bezirk Unterfranken sei diesem wichtigen Ziel verpflichtet, „denn Fischerei ist angewandter Naturschutz“.

Die Wurzeln der Fischereifachberatung des Bezirk Unterfranken reichen zurück bis ins späte 19. Jahrhundert. Damals setzte sich die Einsicht durch, dass die Fischerei fundierte, wissenschaftliche Beratung braucht. Deshalb wurde für den damaligen Kreis Unterfranken und Aschaffenburg ein so genannter „Kreiswanderlehrer für Fischerei“ bestellt. In dieser langen Tradition sieht sich auch Michael Kolahsa, nur dass von seiner Beratung heute nicht nur Fischer, Angler oder Teichwirte profitieren, sondern auch die breite Öffentlichkeit.

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