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Inklusionspreis-Verleihung auf großer Bühne (18. September)

Bezirk Unterfranken vergab den Inklusionspreis in fünf verschiedenen Kategorien

Bühne frei für die Stars des Abends hieß es bei der diesjährigen Inklusionspreis-Verleihung im Theater Chambinzky. (Foto: Florian Hiller)

Würzburg. (hil) Den mit insgesamt 12.500 Euro dotierten Unterfränkischen Inklusionspreis hat Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel am Montag (18. September) auf der Bühne des Chambinzky Theaters verliehen. „In Würzburg weltbekannt“. Mit diesem - nicht ganz ernst gemeinten - Slogan kokettiert das Würzburger Boulevardtheater, das seit knapp vierzig Jahren eine echte Institution in der unterfränkischen Kulturlandschaft ist.

„Endlich findet unser Festakt wieder auf einer Bühne statt!“, begann Dotzel sein Grußwort zur Preisverleihung. Nach drei Jahren, in denen bei der Preisverleihung auf große Auftritte verzichtet werden musste, konnten in diesem Jahr wieder alle Preisträgerinnen und Preisträger auf einer gemeinsamen Gala gewürdigt werden. Das sei auch der Grundgedanke gewesen, als der Preis vor neun Jahren aus der Taufe gehoben wurde, so Dotzel.

„Unsere erste Preisverleihung fand im Jahr 2015 während der Mainfranken-Messe statt“, blickte Dotzel zurück. Man habe sich damals ganz bewusst für eine große Öffentlichkeit entschieden, so Dotzel weiter. Denn Inklusion meine genau das: „jedem Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, sich vollständig und gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen oder öffentlichen Ereignissen zu beteiligen!“

Anne-Katrin Jentsch, die die Abteilung „Psychiatrie- und Suchthilfekoordination, Krisennetzwerk und Inklusion“ beim Bezirk Unterfranken leitet, moderierte die Veranstaltung und stellte mit Blick auf Dotzels letzte Preisverleihung fest, dass „Inklusion für Sie immer eine Herzensangelegenheit war“.

Die Behindertenbeauftrage des Bezirks, Karin Renner, wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass Unterfranken in Sachen Inklusion auf einem guten Weg sei. „Sie zeigen uns, wie Inklusion funktionieren kann“, sagte Renner in Richtung der Preisträgerinnen und Preisträger. Es sei besonders wichtig, die Fähigkeiten und Stärken der Menschen hervorzuheben und zu stärken.

Der Verleihungsort hätte kaum passender sein können. Einer der fünf Preisträger ist das Theater Chambinzky selbst. In der Kategorie „Kultur, Natur und Umwelt“ konnte das Theater-Team rund um den Theaterdirektor Csaba Béke die Jury des Bezirks überzeugen. Doch so ganz konnten sich die Theaterprofis dann doch nicht auf ihre Rolle als Zuschauer verständigen. Denn auf die Frage von Jentsch, was denn das Besondere an ihrem Projekt sei, ließ das Team rund um Béke den sprichwörtlichen Vorhang fallen und zeigte einen kleinen Ausschnitt aus ihrem Stück „Oliver Twist“. Das Einzigartige daran: das Schauspiel wurde „live“ also in Echtzeit in Gebärdensprache übersetzt. So können auch gehörlose Menschen in den Genuss einer Theatervorstellung kommen. Seit vergangenem Jahr beschäftigt sich das Theater auch mit sogenannten "Relaxed-Perfromances", die sich speziell an Menschen mit Autismus wenden. 

Den Preis in der Kategorie „Arbeit“ konnte das Inklusionscafé „Café Senza Limiti“ abräumen. Geschäftsführer Steven Henze hat mit seinem Café das Ziel Inklusion in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. "Bei uns arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtig neben- und vor allem miteinander", erklärte Henze. Auf die Frage von Jentsch, wie er auf die Idee zu diesem Konzept gekommen sei, erzählte Henze, er habe schon früher in der Gastronomie gearbeitet. Als er einmal von einem Gast mit Behinderung angesprochen wurde, wie es denn mit freien Stellen aussehe und seine Chefin daraufhin antwortete, dass das nicht gehe, habe es bei ihm „Klick“ gemacht. Er wollte etwas ändern und hat deshalb sein „Café Senza Limiti“ gegründet. 

In der Kategorie „Bildung und Erziehung“ ging der Preis an die Volkshochschule Aschaffenburg in Kooperation mit der Lebenshilfe Aschaffenburg. In ihrem Projekt „Demokratie leben – ein inklusives Projekt“ arbeiteten Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam eine Beschlussvorlage für den Stadtrat aus. Dr. Michael Hoecke (VHS Aschaffenburg) und Selma Mattern (Lebenshilfe Aschaffenburg) wiesen bei der Preisübergabe darauf hin, dass Demokratie eine „Form der Haltung“ sei. Besonders positiv fanden sie, dass einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer noch im Netzwerk aktiv sind.

Einen Preis in der Kategorie „Freizeit und Sport“ erhielt der Kreisjugendring Haßberge in Kooperation mit der Lebenshilfe Haßberge für ihr „Inklusives Zeltlager“, das in diesem Jahr bereits zum 32. Mal stattfand. Als besonders bezeichnete Thomas Wagenhäuser, Vorsitzender des Kreisjugendrings Haßberge, dass unter den 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zehn bis fünfzehn Kinder mit Behinderung seien. „Bei den abendlichen Teamsitzungen der rund 20 ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer waren meist die Kinder ohne Behinderung länger Gesprächsthema als die Kinder mit Behinderung“, erzählte Wagenhäuser. Jonas Erickson, ehrenamtlicher Leiter des Inklusiven Zeltlagers, erklärte das Inklusive Zeltlager anhand eines Beispiels. Früher sei es ein integratives Zeltlager gewesen. Das könne man sich so vorstellen: In neun Zelten schlafen nichtbehinderte Kinder und einem die Kinder mit Behinderung. Im Inklusiven Zeltlager sei es so, dass alle Kinder auf die zehn Zelte aufgeteilt sind.

Der Preis in der Kategorie „Wohnen“ ging an das Ambulant Betreute Einzelwohnen für Menschen mit Suchterkrankung des Caritasverbands Aschaffenburg für Menschen mit Suchterkrankung. Das Alleinstellungsmerkmal beim Projekt der Caritas sei, dass weder eine psychische Erkrankung noch eine Abstinenz ein Ausschlusskriterium für die Bewohner ist, wie Daniel Elsässer, der Leiter der Suchtberatungsstelle erklärte. Jentsch fragte nach, ob diese Zieloffenheit ein Vorteil sei. „Wir begleiten die Menschen beim Umgang mit ihrer Erkrankung und ihrer Sucht. Dadurch fallen Tabus weg und auch der Druck lässt nach". Durch dieses Angebot schließe man eine Lücke in der Betreuung von Suchterkrankten, ergänzten Jacqueline Parr von der Caritas Aschaffenburg.

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