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„Damit das Wir nicht unter die Räder kommt“ (3. November 2023)

Universität ehrt Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Klaus Reder mit einer Festschrift zum 65. Geburtstag

536 Seiten umfasst die Festschrift für Prof. Dr. Klaus Reder (links), die die Professoren Enno Bünz und Wolfgang Weiß anlässlich von dessen 65. Geburtstag herausgaben. (Foto: Mauritz)

Würzburg. (mm) Am Terror der Hamas und dem Krieg in Nahost kommt derzeit niemand vorbei – auch nicht die Laudatoren bei einer akademischen Feierstunde. Und so begann am Freitag (3. November) die Gala-Veranstaltung im Shalom Europa zur Übergabe einer opulenten Festschrift an Prof. Dr. Klaus Reder zu dessen 65. Geburtstag mit einer Schweigeminute.

Shalom – Friede – sei vor dem Hintergrund der Gewalt in Palästina ein umso eindringlicheres „Sehnsuchtswort“, betonte Prof. Dr. Wolfgang Weiß, der die Begrüßung der Festgäste im David-Schuster-Saal übernommen hatte. Das Leben dürfe sich nicht von den Taten des Wahnsinns abhalten lassen, sagte Weiß mit Blick auf die islamistischen Gräueltaten und begründete damit zugleich, warum man auch in diesen Tagen eine Feierstunde abhalten dürfe.

Prof. Dr. Enno Bünz, gemeinsam mit Wolfgang Weiß Herausgeber der Festschrift, die unter dem Titel „Region, Kultur, Religion“ als Band 82 der „Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg“ erschienen ist, stellte in einem durchaus launigen Vortrag die Publikation vor. Trotz gelegentlich zu vernehmender spöttischer Kritik an derartigen Sammelbänden, gehe es im Kern darum, Verdienste sichtbar zu machen. Statt von Festschrift spreche er daher lieber von einem „liber amicorum“. 536 Seiten umfasse dieses „Buch der Freunde“ Klaus Reders, es beinhalte 31 wissenschaftliche Aufsätze plus diverse Grußworte und eine ausführliche Würdigung des Geehrten, sagte Bünz.

Sehr detailliert stellte sodann Prof. Dr. Günter Dippold die Verdienste Klaus Reders dar. Er bescheinigte dem unterfränkischen Bezirksheimatpfleger „breites Fachwissen und in jahrelanger Berufspraxis erworbene Erfahrung“. Nach einem Studium der Volkskunde, fränkischen Kirchengeschichte, Archäologie sowie der Vor- und Frühgeschichte in Würzburg habe Reder sehr schnell seinen Weg zum Bezirk gefunden. „Eine akademische Karriere, fernab vom Leben der Menschen, wäre wohl dessen Sache nie gewesen“, sagte Dippold, als oberfränkischer Bezirksheimatpfleger Reders Bayreuther Pendant. Im Beruf sehe sich Reder als „Dienstleister, ob für die Politik, für die Kommunen, für regionale Museen oder für Heimatforscher“. In diesem Sinne arbeite er „für das Gute, Wahre, Schöne, für ein lebenswertes Unterfranken und für eine gerechte Welt“.

Als „Hausherr“ im Shalom Europa und in seiner Eigenschaft als Präsident des Zentralrats der Juden und Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg dankte Dr. Josef Schuster dem Bezirksheimatpfleger „für die jahrelange, gute und stets respektvolle Zusammenarbeit“. Schuster erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Reder in den 1980er-Jahren geholfen habe, „überall in Unterfranken Gedenktafeln anzubringen, wo einst jüdisches Leben existierte“. Reders Engagement für die jüdische Vergangenheit zeige sich nicht zuletzt im Johanna-Stahl-Zentrum, an dessen Realisierung Reder von Anfang an beteiligt war.

Der Würzburger Diözesanbischof Dr. Franz Jung betonte in seinem Grußwort, Heimat sei Auftrag und nicht Besitz. Heimat sei ein lebenslanges Projekt und eine Gestaltungsaufgabe. In diesem Sinne zeige Reder, was Heimat sein könne, und wer in dieser Heimat Platz habe. Denn Heimat sei nicht zuerst Herkunftsnachweis, sondern Lebensmöglichkeit. Dies spiegle sich in Reders Engagement als Präsident von Sant’Egidio Deutschland wider. In Anbetracht seiner Leistungen sei Reder ein Glücksfall für Unterfranken, lobte Bischof Jung.

Als Vertreter von Klaus Reders oberstem Dienstherrn sagte Bezirkstagsvizepräsident Thomas Schiebel im Namen des Bezirkstags von Unterfranken: „Klaus Reder widmet sich seit 1986 mit Leidenschaft und Hingabe der Erforschung und der Wissensvermittlung unserer unterfränkischen Heimat.“ Beim Bezirk Unterfranken habe er sich zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Referat für Kulturarbeit und Heimatpflege engagiert. Seit 1999 sei er Bezirksheimatpfleger und Leiter der Kulturabteilung des Bezirks. Zudem sei er seit 1996 Lehrbeauftragter und seit 2007 Honorarprofessor für Europäische Ethnologie und Volkskunde an der Uni Würzburg. Auf Initiative Reders seien gemeinsam mit verschiedenen Instituten der Uni Würzburg historische Datenbanken und das Unterfränkische Dialektinstitut ins Leben gerufen sowie die unterfränkischen Physikats-Berichte aus dem 19. Jahrhundert veröffentlicht worden.

Der Dekan der Philosophischen Fakultät der Uni Würzburg, Prof. Dr. Thomas Baier, erinnerte in seinem Grußwort daran, dass Klaus Reder seit Beginn seines Studiums im Wintersemester 1981/82 der Julius-Maximilians-Universität verbunden sei. Wissenschaft suche immer das Allgemeine im Speziellen, so Baier. Das gelte auch für Klaus Reders Arbeiten, die auf einem breiten Kulturbegriff aufbauten, der in der praktischen Kulturarbeit seine Basis habe.

Der so vielfältig Gelobte, zitierte in seinem Dankeswort Aristoteles, wonach der Mensch ein auf Gemeinschaft angewiesenes Wesen sei - ein zoon politikon. „Damit das Wir nicht unter die Räder“ komme, gelte es daher, das Einende zu suchen, und nicht das Trennende, sagte Reder. Er versprach, sich mit seiner ganzen Kraft in diesem Sinne engagieren zu wollen. „So viel ist mir geschenkt worden“, sagte Reder sichtlich gerührt: „Alles ist Gnade!“

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Enno Bünz / Wolfgang Weiß (Hg.): Region – Kultur – Religion. Festschrift für Klaus Reder zum 65. Geburtstag. Reihe: „Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg“, Band 82, 536 Seiten mit Farbabbildungen, Echter Verlag, Würzburg, 2023. ISBN 978-3-429-05928-6

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