Schloss Aschach erzählt seine Geschichte (30. August 2016)
Bezirk investiert 3,1 Millionen Euro, um das beliebte Ausflugsziel noch attraktiver zu machen
Informierten sich über den Stand der Planungen zur Neugestaltung von Schloss Aschach (von links): Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, Marco Unterhaslberger (m.o.l.i.t.o.r. GmbH - art in motion, Berlin), Museumsleiterin Annette Späth, Bezirksdirektor Dr. Gernot Janke, Bezirksrätin Karin Renner, Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Klaus Reder, Klaus-Jürgen Edelhäuser (Konopatzki & Edelhäuser Architekten, Rothenburg o. d. Tauber), Andreas Polst (Leiter des Finanzreferats des Bezirk Unterfranken) und Dr. Stefan Kley von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern. (Foto: Mauritz)
Würzburg. (mm) Mehr als 3,1 Millionen Euro wird der Bezirk Unterfranken in den kommenden Jahren in Schloss Aschach (Landkreis Bad Kissingen) investieren, um das historische Gebäude samt seinen Museen fit für die Zukunft als attraktives Ausflugsziel zu machen. Dies erklärte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, der sich am Dienstag (30. August) im Rahmen seiner Sommertour mit der Bezirksheimatpflege über den Stand der Planungen informierte.
Zu den Kernstücken dieses architektonischen „Updates“ gehört die barrierefreie Erschließung des Schlosses. Fast 500.000 Euro wird der Bezirk Unterfranken für den Einbau zweier Aufzüge ausgeben – einen im Bereich der Außentreppe, der bis auf die Höhe des Haupteingangs führen wird, und zum anderen einen weiteren Lift über alle Etagen im Innern des Gebäudes. Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer sollen so jeden Teil des Museum erreichen können. Dotzel erinnerte an die große gesellschaftliche Bedeutung der Inklusion für den Bezirk Unterfranken. Barrierefreiheit und Denkmalpflege seien gleichwertige Ziele.
Klaus-Jürgen Edelhäuser (Konopatzki & Edelhäuser Architekten, Rothenburg o. d. Tauber) erläuterte den Einbau der zwei Aufzüge. Im Innern des Gebäudes habe man eine Stelle gefunden, an der „der massive Eingriff“ so zurückhaltend möglich sei, dass das „Erscheinungsbild nicht leidet“. Schwieriger war es offenbar, an der Außenseite eine entsprechende Lösung zu finden. Aber der nun geplante Glasschacht für einen Lift am hinteren Ende der Freitreppe überzeugte die Denkmalpfleger aufgrund seiner „Reversibilität“ – soll heißen: man kann den Eingriff jederzeit rückgängig machen. Dotzel ergänzte, dass der Einbau der Lifte während des kommenden Winters beginnen werde. Man habe sich vorgenommen, die entscheidenden Baumaßnahmen in die Zeiten außerhalb der Saison zu verlegen, in denen das Museum ohnehin geschlossen sei. In diesem Jahr endet die Museumssaison am 30. Oktober.
Für die szenische Gestaltung des Graf-Luxburg-Museums konnte der Bezirk die Berliner Designagentur „m.o.l.i.t.o.r. GmbH – art in motion“ und das Büro "Bertron Schwarz Frey" gewinnen. Wie schon bisher wird zum einen das adelige Leben im 19. Jahrhundert gezeigt. Dabei solle es insbesondere auf die Authentizität ankommen, wie m.o.l.i.t.o.r-Geschäftsführer Marco Unterhaslberger bei der Vorstellung des Konzepts betonte. Dies könne etwa erzeugt werden durch akustische Installationen oder durch alltägliche Gegenstände, die wie zufällig in den ehemaligen Wohnräumen lägen – so, als käme einer der gräflichen Bewohner jeden Augenblick zurück ins Zimmer!
Zum anderen wollen die Berliner Ausstellungsmacher die von der Familie Luxburg gesammelten Kunstschätze stärker ins Gesichtsfeld der Besucher rücken. Schließlich befinden sich in den gräflichen Sammlungen Werke von Lucas Cranach oder Leo von Klenze – und zudem feinstes Porzellan aus China, kostbare Teppiche, Möbel aus dem Barock, Schreibtische aus dem Rokoko, erlesene Tapeten sowie wertvolles Geschirr, Silber, Zinn und so weiter und so fort! Unterhaslberger konnte mit einem ganzen Strauß an Ideen aufwarten, wie sich die „auratische Wirkung“ dieser Kunstwerke noch steigern lasse, etwa durch Neuhängung, durch Schattenspiele und moderne Lichttechnik oder durch museale Präsentation.
Museumsleiterin Annette Späth erinnerte daran, dass das Graf-Luxburg-Museum seit seiner Eröffnung im Jahre 1957 weitgehend unverändert geblieben sei. Allerdings habe man in den vergangenen Jahren die Bestände sowie das Familienarchiv inventarisiert. Damit habe man die besten Voraussetzungen für die Neugestaltung. „Wir wollen Geschichten erzählen““, sagte Späth, etwa wenn es um „die Personalisierung der Hauptprotagonisten“, den Mitgliedern der gräflichen Familie, geht. Aber auch die Bau-Geschichte des Schlosses solle erzählt werden oder die „abenteuerlichen Geschichten“, wie die gesammelten Kunstwerke aus aller Welt nach Aschach kamen. Wichtig sei unter diesem Gesichtspunkt. die historischen Räume klar von den Ausstellungsbereichen zu trennen, betonte die Museums-Chefin.
Heute gehe es bei der Geschichtsdarstellung nicht mehr nur um die großen Männer, sondern auch um die kleinen Leute, sagte dazu Dr. Stefan Kley von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern. Deshalb werde bei der Neugestaltung auch der ehemalige Küchenbereich in die Ausstellung der historischen Räume miteinbezogen. Heutige Besucher interessierten sich nicht nur für die Herrschaften, die in Schlössern lebten, sondern auch für das Personal, das dort arbeitete. Kley sagte voraus, dass Schloss Aschach nach Abschluss der Restaurierung und der Neuinszenierung bayernweit etwas Besonderes sein werde.
Die um das Jahr 1200 durch die Grafen von Henneberg gegründete und im Lauf ihrer Geschichte mehrmals zerstörte Burganlage befindet sich seit 1955 im Eigentum des Bezirk Unterfranken. Zuvor hatten es die Würzburger Fürstbischöfe bis 1802 als Amt- und Jagdschloss genutzt. Nach der Säkularisation hatte das Schloss verschiedene Eigentümer, bis es 1873 von Dr. Friedrich Graf von Luxburg für 75.000 Goldmark gekauft wurde. Graf Luxburg, legendärer Regierungspräsident von Unterfranken und Aschaffenburg, baute das Schloss nach seinen Vorstellungen um und stattete es mit wertvollen Möbeln aus und mit den kostbaren Kunstschätzen, die er zeit Lebens sammelte. Nach seinem Tod 1928 wurde Karl von Luxburg, einer der Söhne Friedrichs, Schlossherr. Der Jurist und kaiserliche Diplomat hatte einen großen Teil seines Lebens im Ausland zugebracht. Er schenkte das Schloss schließlich kurz vor seinem Tod dem Bezirk – unter der Maßgabe, es zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.