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Afrikanische Ansichten (3. Mai 2018)

Wilfried N’Sondé las in Würzburg aus seinem neuen Roman und einer frühen Erzählung

„Un océan, deux mers, trois continents“ lautet der Titel des neuen Romans von Wilfried N'Sondé, den der Autor in Würzburg vorstellte. (Foto: Mauritz)

 

Würzburg. (mm) Eine ganz besondere Französisch-Stunde erlebten vor kurzem rund dreißig Schülerinnen und Schüler des Friedrich-Koenig-Gymnasiums in Würzburg. Im so genannten Musikpavillon der Schule saßen sie dem bekannten Schriftsteller Wilfried N’Sondé zu einer sehr persönlichen „lecture-rencontre“ – einer Lesung mit Autorengespräch – gegenüber.

Der 1968 in der Republik Kongo geborene Wilfried N’Sondé kam als Vierjähriger nach Paris, wo er in einem Banlieue, also einem der Randbezirke der französischen Hauptstadt, aufwuchs, wie er den Schülerinnen und Schülern erzählte. Nach einem Studium der Politikwissenschaft und ausgedehnten Reisen kreuz und quer durch Europa habe er mehrere Jahre in Berlin verbracht. Dort wurde er Augenzeuge des so genannten Mauerfalls im November 1989. Seit 2015 lebt der auf Französisch schreibende Autor wieder in Paris. Zum „Schulunterricht“ im Friedrich-Koenig-Gymnasium hatte ihn das Partnerschaftsreferat des Bezirk Unterfranken an Studienrätin Marion Rabenstein vermittelt. Nach Würzburg war der Autor wegen einer Veranstaltung der Uni Würzburg gekommen, bei der er seinen eben erschienenen Roman „Un océan, deux mers, trois continents“ vorstellte.

Im Friedrich-Koenig-Gymnasium ging es um ein anderes Buch, nämlich um die als Schullektüre im Französischunterricht recht beliebten Erzählung „Septembre d’Or“, in dem der junge Malik von seinem Leben im Senegal erzählt. Dann muss er nach Paris zu seinem Vater reisen, der dort als Gastarbeiter lebt. Zunächst erscheint Malik Frankreich als kalt und kompliziert, wie er seinem Tagebuch anvertraut. Doch dann wendet sich alles zum Besseren, und aus dem herbstlichen September wird ein „goldener September“.

Schnell gelang es Wilfried N’Sondé, dessen Debütroman den Titel „Le Cœur des enfants léopards“ (Das Herz der Leoparden-Kinder) trug, auch das Herz seiner jugendlichen Zuhörerinnen und Zuhörer im Friedrich-Koenig-Gymnasium zu gewinnen. Ob persönliche Erlebnisse in seine Romane einflössen, wollten sie wissen, und wie seine Kindheit in einem Pariser Vorort ausgesehen habe? Von den schwierigen sozialen Verhältnissen in französischen Banlieues hatten die jungen Würzburger schon gehört. Zudem erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass N’Sondé Vater von vier Kindern ist – und dass er bislang fünf Bücher geschrieben hat.

Das neueste davon, aus dem er im Rahmen der vom Partnerschaftsreferat des Bezirks in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Romanistik der Uni Würzburg organisierten Lesung vortrug, führt die Leser zurück ins 17. Jahrhundert und hat dennoch mit der Biographie des Autors zu tun. Seine Vorfahren seien nämlich in den Sklavenhandel verwickelt gewesen, wie N’Sondé während seines Auftritts in der Uni erzählte. Und so handelt sein Roman von Dom Antonio Manuel, dem ersten afrikanischen Botschafter beim Papst. Am Heiligen Stuhl soll sich der Geistliche für das Ende der Sklaverei einsetzen – seine Reise über „einen Ozean, zwei Meere und durch drei Kontinente“ muss er aber an Bord eines Sklavenschiffes antreten.

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