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Dotzel: Unverzichtbarer Teil unserer Bibliothekslandschaft (31. Juli 2018)

Bayerische Hörbücherei für Blinde, Seh- und Lesebeeinträchtigte feiert in Würzburg sechzigjähriges Bestehen

 

Freuten sich über das 60. Jubiläum der Bayerischen Hörbücherei für Blinde, Seh- und Lesebeeinträchtigte (von links): Bezirksrätin und Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, Sozialreferentin Dr. Hülya Düber, Schauspieler Klaus Haderer, Hörbücherei-Vorsitzender Christian Seuß, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, Hörbücherei-Geschäftsführerin Ruth Tiedge und Kerstin Celina, MdL. (Foto: Mauritz)

 

Würzburg. (mm) Ihr sechzigjähriges Bestehen hat am Dienstag, (31. Juli) die Bayerische Hörbücherei für Blinde, Seh- und Lesebeeinträchtigte im Großen Sitzungssaal der Bezirksverwaltung in Würzburg gefeiert. Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel bezeichnete die Einrichtung mit Sitz in München als einen „unverzichtbaren Teil unserer Bibliothekslandschaft“. Literatur schenke allen Menschen Wissen, Bildung, Kenntnis, aber auch Freude und Unterhaltung. In diesem Punkt seien alle gleich, „ob sie nun Literatur sehen oder hören“, so Dotzel weiter.

„Vor allem sollst du lesen und gute Bücher zu Rate ziehen“, zitierte der Bezirkstagspräsident den römischen Dichter Horaz. Mit der Bayerischen Hörbücherei erhielten Blinde und Sehbehinderte die Chance, „gute Bücher zu Rate zu ziehen“, um damit gleichberechtigt am kulturellen Leben teilzunehmen. Dotzel: „Die Hörbücherei verwirklichte das Konzept der Inklusion schon lange, ehe es den Begriff überhaupt gab.“ Zugleich erinnerte Dotzel daran, dass Inklusion das große gesellschaftliche Zukunftsthema sei. Der Bezirk Unterfranken habe daher die Verwirklichung des Inklusions-Gedankens schon vor geraumer Zeit zu einem seiner herausragenden Ziele gemacht.

Einen Blick zurück auf die Anfänge, aber auch einen Ausblick in die Zukunft gab Christian Seuß, der Vorsitzende des Vereins Bayerische Hörbücherei, in seinem Festvortrag. Gegründet wurde der Verein gut zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs unter dem Eindruck der Kriegsblinden, die „nach Büchern in hörbarer Form“ verlangten. Die Geschichte der Hörbücherei sei zugleich eine „Reise durch den technischen Fortschritt“ sagte Seuß.

Am Anfang standen Spulentonbänder und Schallplatten, bis in den 1970er-Jahren die Tonbandcassetten auf den Markt kamen. Die waren zwar praktisch, verursachten aber gelegentlich „Bandsalat“. Heute gehören zum Beispiel so genannte DAISY-CDs auf MP3-Basis mit Spieldauern von bis zu vierzig Stunden zum Standardangebot der Hörbücherei oder Hörbücher zum Downloaden. „Ein paar Sekunden und schwupp, das Buch ist da!“, freute sich Seuß.

Am „Puls der Zeit“ zu bleiben, hat sich die Bayerische Hörbücherei auch für die Zukunft vorgenommen. Insbesondere suche man eine enge Zusammenarbeit mit den bayerischen Bibliotheken, betonte Seuß. Vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft ließ Seuß keinen Zweifel daran, dass die Hörbücherei künftig mehr denn je gebraucht werde.

Eine Kostprobe davon, wie schön Literatur sein kann, wenn ein begabter Vorleser sie zu Gehör bringt, gab der bekannte Schauspieler Klaus Haderer. Aufgeteilt auf zwei viertelstündige Happen las er aus Joachim Meyerhoffs Roman „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“. Der Ich-Erzähler des Romans berichtet höchst humorvoll von seinen Großeltern in München, bei denen er als junger Schauspielschüler zur Untermiete einzieht. Deren Tagesstruktur ist streng geordnet und teilt sich auf in den Champagner zum Frühstück, den Weißwein zum Mittagessen, ein Glas Whisky um sechs Uhr abends, den Rotwein zum Abendbrot und den Cointreau zum Abschluss. Aber nicht am vielen Alkohol lag es, dass sich der Text aus dem Mund von Klaus Haderer so süffig anhörte. Was der Klappentext des Buches als „fulminantes Lesevergnügen“ ankündigt, wurde so zum grandiosen Hörgenuss.

 

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