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Förderpreis Jahr 2023


Förderpreis der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken
zur Erhaltung historischer Bausubstanz 2023

Landkreis Aschaffenburg

BU:                                                     Hermann Dümig Haus nach der Sanierung                         

Objekt:                                               
Hermann Dümig Haus
Am Markt 10, Mömbris

Flurstücksnr.: 55                               
Eintrag in die Denkmalliste: Kein Eintrag in der Denkmalliste

Begründung und Würdigung:
Der Gebäudekomplex datiert aus dem frühen 19. Jahrhundert und bestand ursprünglich aus zwei giebelständigen Fachwerkhäusern, dem so genannten „großen“ und dem später erbauten „kleinen Haus“. Verbunden durch einen massiven traufseitigen Bau bildete er eine dreiseitige Hofanlage.

Im Frühjahr 2021 beschloss der Marktgemeinderat, das Anwesen künftig „Hermann Dümig Haus“ zu nennen, im Gedenken an Kaplan Dümig (1903–1997) aus Mömbris, der sich dem nationalsozialistischen Regime entgegenstellte und ins KZ Dachau verschleppt wurde.

Zukünftig soll das Gebäude ein Weinlokal/Bistro, eine Ausstellungsfläche sowie einen kleinen Vortragsraum im Dachgeschoss beherbergen.

Der Komplex war stark renovierungsbedürftig. Der neuere Gebäudeteil „kleines Haus“ wurde abgebrochen, um Platz für eine Zufahrt in den rückwärtigen Grundstücksbereich zu schaffen. Im Querbau entstand nach historischem Vorbild ein neuer Torbogen aus Sandstein. Weitere Sanierungsmaßnahmen waren u. a. das Restaurieren der Fachwerkkonstruktion und der Austausch der Bestandsfenster in denkmalgerechter Ausführung. Die Motivfliesen aus der alten Küche sind heute im Eingangsbereich repräsentativ neu verlegt.

Das gesamte Gebäude wird durch den Einbau eines Hubliftes barrierefrei erschlossen. Als Kontrast zum historischen fachwerksichtigen Gebäudekörper bleiben für die Nutzung notwendige neue Anbauten wie die Zugangstreppen und die Bistroterrasse als Stahlkonstruktion deutlich ablesbar.

Das Anwesen ist nicht im Denkmal-Atlas verzeichnet, allerdings von beachtlicher Bedeutung für das Ortsbild als historisches Ensemble im Zentrum der Marktgemeinde.

Preisträger:                                      
Markt Mömbris

Architekt:                                         
Volker Schickling, Schuler Schickling Rössel Architekten GmbH, Großostheim





Landkreis Bad Kissingen
 

BU:                                                    Außenaufnahme vor und nach der Renovierung

Objekt:                                             
ehemaliges Solereservoir
Salinenstraße 8, Bad Kissingen

Flurstücksnr.: 720/2
Eintrag in die Denkmalliste: Ehem. Solereservoir, eingeschossiger Satteldachbau, Giebelseiten aus Sandsteinquadermauerwerk, übriger Baukörper hölzerne Ständerkonstruktion, von Architekt Knörr, 1851/52.

Begründung und Würdigung:
Der Aufstieg Kissingens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum weithin anerkannten Kurbad führte zur Erweiterung der reinen Trinkkur um Moor- und Solebäder. Um der großen Nachfrage nachzukommen, ließ der Architekt Friedrich von Gärtner (1791–1847) 1837 für die an den Salinen gewonnene Sole eine gusseiserne Leitung in die Salinenstraße verlegen. Hier wurde die Sole in einem Reservoir gesammelt, das Soleinspektor Joseph Knopp entworfen hatte.

Das Solereservoir war ein wichtiger Bestandteil der damaligen Kuranlage. Von dort brachten Bedienstete die Sole in Bottichen zu den einzelnen Kurhäusern. Nach 1871 hatte es seine Bedeutung verloren und diente später als Unterstellmöglichkeit.

Die Anlage wurde 2018 vom Freistaat Bayern veräußert. Für die neuen Eigentümer war es eine Herausforderung, das allgemein als Scheune bezeichnete Gebäude einer neuen Nutzung als Wohnraum zuzuführen und dabei die historische Substanz zu erhalten. Dennoch gelang es ihnen, das denkmalgeschützte Gebäude liebevoll, kreativ und innovativ zu sanieren.

Die Fensterflächen sind so gewählt, dass der Durchfahrtscharakter des einst mit Pferdefuhrwerken angefahrenen Gebäudes erhalten blieb. Überall ist, aufwändig gereinigt, gebürstet und mit Leinöl behandelt, die historische Balkenkonstruktion zu sehen.

Die vorgenommene Sanierung ist ein großer Glücksfall für das Baudenkmal und die Mühe der Bauherrschaft verdient den Förderpreis.

Preisträger:                                                                          
Simone und Dr. Raymund Müller

Architektin:                                                                          
Architekturbüro Sabine Kunert, Leutershausen
 

Landkreis Kitzingen

BU:                                                     Objekt von außen vor und nach der Renovierung

Objekt:                                               
Wohnhaus
Würzburger Straße 2, Obernbreit

Flurstücksnr.:                                     369
Eintrag in die Denkmalliste:               Wohnhaus, zweigeschossiger Eckbau mit Satteldach, um 1700, bez. 1846; mit Torhaus und Einfriedung, 1882.

Begründung und Würdigung:
Das ehemalige Bäckeranwesen liegt städtebaulich bedeutsam in zentraler Ortslage. Über dem Haupteingang ist eine Kartusche angebracht, die ein von zwei Löwen getragenes Bäckerzeichen zeigt. Die Banderole darunter nennt den Familiennamen Stintzing, die Vorfahren der heutigen Eigentümer. Das vermutlich ursprünglich als Bauernhof errichtete Anwesen wurde von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts als Bäckerei genutzt. Es stellt ein wichtiges Gebäude der regionalen Handwerks- und Wirtschaftsgeschichte dar.

Das Ehepaar Heidi und Thomas Stintzing übernahm vor über zehn Jahren den leerstehenden Familienbesitz, um ihn für den Eigenbedarf als Wohnraum zu sanieren und die Besitzergeschichte fortzuschreiben. Auf Grundlage einer umfangreichen Bestandserfassung entwickelten sie zusammen mit dem Architekten und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ein Sanierungskonzept: Das Dachwerk wurde zimmermannsmäßig repariert, das Dachgeschoss jedoch nicht ausgebaut, sodass die ruhige Dachfläche nach wie vor die Gebäudeansicht bestimmt. Nach der Abnahme des Putzes kam ein gut erhaltenes Zierfachwerk zum Vorschein. Die Beteiligten entschlossen sich, es zu restaurieren und zukünftig in einer nachgewiesenen Grünfassung zu präsentieren.

Die Eigentümer führten die Sanierung mit großem privatem Engagement, ungezählten Stunden Eigenleistung und nur begrenzter staatlicher Förderung durch. Es ist ihrer Begeisterung für das Familienerbstück zu verdanken, dass aus dem verwaisten Eckgebäude wieder ein Glanzstück in der Obernbreiter Mitte wurde, bewohnt von einer jungen Familie.

Preisträger:                                                                         
Heidi und Thomas Stintzing

Architekten:                                                                       
Andreas Konopatzki und Klaus Edelhäuser, Konopatzki & Edelhäuser, Rothenburg o. T


Landkreis Main-Spessart

BU:                                                     Südgiebel mit Ostfassade vor und nach der Renovierung

Objekt:                                               Fronhofer Schlösschen

                                                           Kreuzstraße 3, Burgsinn

Flurstücksnr.:                                    
329

Eintrag in die Denkmalliste:              
Adelssitz; sog. Fronhofer Schlößchen, Witwensitz der Freiherren von Thüngen, freistehender zweigeschossiger Satteldachbau mit Schweifgiebeln sowie Standerker mit Zwerchhaus und rundem Treppenturm mit Zeltdach, Putzmauerwerk mit Sandsteinrahmungen und Wappenstein, Renaissance, bez. 1607; Einfriedungsmauer, unverputztes Bruchsteinmauerwerk, 17./18. Jh.

Begründung und Würdigung:
Das Fronhofer Schlösschen befindet sich im Ortskern von Burgsinn. Frei steht es auf dem Grundstück, umgeben von einer umlaufenden Einfriedungsmauer. Wie auch die Wasserburg und das Neue Schloss samt Schlosspark wurde es seinerzeit von der Familie von Thüngen errichtet. Das Schlösschen gehört zu den wenigen ortsbildprägenden Gebäuden. Es dokumentiert außerdem die geschichtliche Entwicklung des Ortes.

Nach erfolgter Voruntersuchung wurde das schwer geschädigte statische System durch eine Vielzahl von Maßnahmen instandgesetzt und das Gebäude komplett saniert, so dass es als Wohnraum dem heutigen Lebensstandard entspricht. Dabei wurden noch bestehende historische Befunde weitestgehend erhalten.

Die Instandsetzung erfolgte, trotz des damaligen Wohnsitzes der Eigentümerin in Paris, in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege sowie der Unteren Denkmalschutzbehörde. Frau Böhme war jederzeit zu Kompromissen bereit, wenn diese der Erhaltung der historischen Substanz dienten. Das Fronhofer Schlösschen wurde von den Preisträgern im Mai 2022 bezogen.

Preisträger:                                                  
Birgitta Böhme und Bernard Esposito

Architekt:                                                     
Karl Gruber, Architekten gruber | hettiger | haus, Karlstadt


Landkreis Würzburg

BU:                                                     Außenansicht und Detail Stuckdecke nach der Renovierung

Objekt:                                               
Wohngebäude
Hauptstraße 15, Eibelstadt

Flurstücksnr.:                                    
13

Eintrag in die Denkmalliste:              
Wohngebäude, zweigeschossiger, verputzter Satteldachbau mit Fachwerkobergeschoss und geohrten Fensterrahmungen, im Kern 16. Jh., Umbauten 1597 (dendro.dat.), 1623 (dendro.dat.) und 18. Jh.

Begründung und Würdigung:
Das Anwesen wurde über einem älteren Bestand von 1597 im Jahr 1623 von Georg Jörg Orter (Hausmarke GO) errichtet, dem Bürgermeister und Baumeister von Eibelstadt. Die Hofstelle diente in den folgenden Jahrhunderten regionalspezifisch als Anwesen für Winzer und Landwirte, seit den 1990er-Jahren stand es jedoch ungenutzt leer.

Neben den zahlreichen Erneuerungen entlang der Hauptstraße kommt dem unverändert barockzeitlichen Gepräge des Anwesens besondere Bedeutung zu. Aufgrund seines Erhaltungszustandes und der noch bestehenden Ausstattungsteile bildet es ein vorzügliches Beispiel für die hochstehende städtische Baukultur in Mainfranken vor der Zeit des 30-jährigen Krieges. Aus den Bauzeiten 1597/1623 hat sich die Grundrissdisposition in allen Geschossen vollständig erhalten.

Die Erneuerung der Binnenlastabtragung erfolgte als technisch aufwändige statisch-konstruktive Sicherung durch Hochhängung der Geschossdecken über Sprengwerke im Dachgeschoß. Das Instandsetzungskonzept hatte den Erhalt des barockzeitlichen Erscheinungsbildes zum Ziel: breite Dielenböden, Füllungstüren mit Profilbekleidungen sowie historische Fenster mit geohrten Bekleidungen und Ergänzungen zu den Kastenfenstern.

Neben der Bereitschaft zu einer sehr hohen Investition in das Baudenkmal hat sich das Ehepaar Bendikowski durch ein außergewöhnliches Maß an Eigenleistung für den Fortbestand des historischen Wohnhauses verdient gemacht.

Preisträger:                                      
Linda und Felix Bendikowski

Architekt:                                         
Prof. Dr. Matthias Wieser, Eibelstadt

 

Stadt Schweinfurt

BU:                                                     Fassade erneuert, Seitenansicht mit Zierfachwerk nach der

Sanierung

Objekt:                                               
Bürgerhaus
Burggasse 17, Schweinfurt

Flurstücksnr.: 9

Eintrag in die Denkmalliste:              
Ehem. Bürgerhaus, zweigeschossiger, verputzter Satteldachbau, mit Fachwerkobergeschoss, im Kern um 1600, mit südwestlichen, zweigeschossigen Anbauten, Obergeschoss verputztes Fachwerk, wohl 1. Viertel 19. Jh.

Begründung und Würdigung:
Die Anfänge des Anwesens reichen bis in die Zeit vor dem großen Stadtverderben 1554 zurück, wie Reste des Vorgängerbaus belegen. Stattlich war es, die Schönheit allerdings verblasst. Die Kriegsschäden an Fassade und Laubengang waren nur notbehelfsmäßig ergänzt, das Innere einfach und zweckmäßig im Stil der 1950er-Jahre ausgestattet. Doch an manchen Stellen war noch der einstige Wert zu erahnen und so wurden erste Voruntersuchungen durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigten, dass hier manches Schöne unter Putz liegt, das es zu erhalten gilt. Welcher Schatz hier verborgen war, hatten jedoch auch die Fachleute seinerzeit nicht vermutet. Im Zuge der Restaurierung wurden außen aber auch im Inneren für Schweinfurt einzigartige Fachwerkfassungen und Malereien freigelegt und sichtbar gemacht. Insbesondere in der „Belle Etage“ konnten die neuen Eigentümer, selbst Restauratoren, nahezu unbeschädigte Raumfassungen wiederherstellen.

Mit großem finanziellem Aufwand wurde das Haus nicht nur vor dem Untergang gerettet und wiederbelebt, es zählt bereits jetzt zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Preisträger:                                                             
Philomena und Peter Müller

Architekt:                                                                 
Architekturbüro Friedrich Staib, Sommerhausen

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Ansprechpartner:
Prof. Dr. Klaus Reder M.A.
Leitender Kulturdirektor
Silcherstraße 5
97074 Würzburg
Tel: 0931 7959-1424
Fax: 0931 7959-2424