"Oft genügt schon ein Telefongespräch" (8. Juni 2021)
Krisennetzwerk Unterfranken hat sich in den ersten 100 Tagen als Erfolgsmodell erwiesen
Die Ärztliche Leiterin des Krisennetzwerks Unterfranken, Dr. Simona Kralik (erste Reihe, Zweite von rechts), mit einem Teil ihres Teams. (Foto: Hörnig)
Würzburg/Lohr a. Main. (mm) Als Erfolgsmodell hat sich das Krisennetzwerk Unterfranken bereits in seinen ersten 100 Tagen erwiesen. Unter der Nummer 0800 / 655 3000 „haben seit dem 1. März rund 1.100 Anruferinnen und Anrufer die Leitstelle erreicht“, so deren Ärztliche Leiterin, Dr. Simona Kralik. Das seien im Durchschnitt elf Anrufe pro Tag. Das Krisennetzwerk Unterfranken ist Teil der Krisendienste Bayern, die die bayerischen Bezirke derzeit aufbauen, um Menschen in seelischen Notlagen rasch und unbürokratisch zu helfen.
Wie dramatisch diese Notlagen sein können, verdeutlicht Simona Kralik am Beispiel einer Anruferin, die drauf und dran war, sich das Leben zu nehmen. Sie hatte offenbar schon alles für ihren Selbstmord zurechtgelegt, dann aber doch noch zum Telefon gegriffen. Der Mitarbeiterin in der Leitstelle gelang es in einem dreistündigen Gespräch, „die Betroffene so weit zu entlasten, dass sie sich glaubhaft von ihren Suizidplänen distanzieren konnte“. Noch zweimal meldete sie sich beim Krisennetzwerk, bis sie schließlich eine Woche später anrief, um sich zu bedanken. Es gehe ihr zwar noch immer nicht gut, aber an Selbstmord denke sie jetzt nicht mehr.
Nicht jedes Telefonat zieht sich gleich über mehrere Stunden hin. Mancher Anrufer oder manche Anruferin erkundigten sich nur nach einem Impf- oder Facharzttermin. Die meisten hätten Fragen zu geeigneten Behandlungsmöglichkeiten oder passenden medizinischen Einrichtungen. Oft riefen auch Angehörige oder Freunde von psychisch Erkrankten an, die wissen wollten, wie sie den Betroffenen helfen können. Und noch etwas fiel Simona Kralik auf: „Bei einem Großteil der Klienten wurde in der Vergangenheit bereits eine psychiatrische Diagnose gestellt, teils auch vom Hausarzt.“ Lebensmüdigkeit sei mehrmals täglich ein Thema bei den Anruferinnen und Anrufern, seltener jedoch konkrete Selbstmordgedanken oder Selbstmordabsichten.
Auch die Polizei wandte sich bereits mehrfach an das Krisennetzwerk Unterfranken. Das jüngste Beispiel dafür stand im Zusammenhang mit einem Mann, dem der Führerschein entzogen werden sollte. Das Tragische daran: der Betroffene brauchte die Fahrerlaubnis für seine Berufsausübung, und es drohte ihm zudem der Verlust seiner Wohnung. Daher schloss sich den Polizeibeamten ein mobiles Einsatzteam des Krisennetzwerks an, das den Mann überzeugen konnte, sich freiwillig in stationäre Behandlung zu begeben. Die mobilen Einsatzteams mit erfahrenen Fachkräften werden von der Leitstelle in besonders dringenden Fällen alarmiert, um unterfrankenweit Hilfe zu leisten.
Nicht immer ist allerdings gleich ein ganzes Einsatzteam notwendig. Oft genügt es bereits, wenn am anderen Ende des Telefons jemand zuhört, mit dem Betroffenen die Situation bespricht und Orientierung gibt. Das Angebot des Krisennetzwerks Unterfranken umfasst daher eine telefonische Krisenintervention und Beratung über die Leitstelle des Bezirks, vermittelt aber bei Bedarf auch ambulante und stationäre Unterstützungsangebote und bietet die Möglichkeit aufsuchender Krisenhilfe durch ausgebildete Fachkräfte vor Ort. Hierzu kooperiert der Bezirk Unterfranken mit den Trägern der freien Wohlfahrtspflege.
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Alle Infos dazu auf https://www.bezirk-unterfranken.de/hilfen/soziale-dienste/21234.Krisennetzwerk-Unterfranken.html oder unter www.krisendienste.bayern
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Zimmernummer: O 56
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